Das Innviertel ist,
verglichen mit den bedeutenden Krippenlandschaften, wie etwa dem Salzkammergut
oder dem Tiroler Inntal, als solche kaum in Erscheinung getreten. Vielleicht
liegt das daran, daß sich das Krippenschaffen hier - mit Ausnahme des oberen
Innviertels - auf einer ganz anderen Ebene abgespielt hat: Während im
Salzkammergut die Krippen überwiegend auf breiter volkskünstlerischer Basis -
nämlich als Winterarbeit der in der Land- und Forstwirtschaft Tätigen -
geschaffen werden, waren und sind es im Innviertel traditionell die Künstler,
die sich mit weihnachtlichen Themen auseinandergesetzt haben. Allen voran
natürlich die Schwanthaler, deren Krippen im Zentrum der letzten
Weihnachtsausstellung standen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang lediglich an
das Pramer
Krippenwerk und an die Köglkrippe in der Sammlung
des Volkskundehauses - beides sind Werke von Johann Peter d. Älteren
Schwanthaler. Einen Bogen vom Schaffen der berühmten Bildhauerfamilie bis in
die Gegenwart zu spannen, will nicht so recht gelingen - zu groß ist die Kluft,
die sich nach dem Tod von Johann Peter d. J. Schwanthaler im Jahr 1838 und dem
damit verbundenen Versiegen der Rieder Werkstättentradition aufgetan hat.
Eine
Sonderentwicklung kann allerdings im oberen Innviertel beobachtet werden: Am
Übergang vom Barock zum Rokoko entstehen dort Krippen mit bekleideten Figuren.
Als prominentes Beispiel ist hier die zu Beginn des 19. Jahrhunderts
entstandene „Oberndorfer-Stille-Nacht-Krippe“ anzuführen, die durch die
großzügige Stiftung des umsichtigen Sammlers und Pfarrers von St. Panthaleon,
Johann Veichtlbauer, ins Rieder Museum gekommen ist.
Frühestes
bekanntes Zeugnis für eine Heimatkrippe ist die 1919 bis 1922 nach einem
Entwurf des Innviertler Kirchenmalers Engelbert Daringer geschaffene Krippe in
der Pfarrkirche zu Mörschwang.
Wiederholt
setzte sich seit den frühen zwanziger Jahren der in Braunau tätige Mitbegründer
der Innviertler Künstlergilde Aloys Wach mit dem Krippenthema in sehr
unterschiedlichen Techniken auseinander. Von ihm gibt es drei Darstellungen der
Geburt Christi als Laubsägearbeiten, wobei die aus Sperrholz gesägten und
bemalten Formen kulissenartig in der Tiefe eines „Bildkastens“ gestaffelt sind.
Den Künstler scheint hier das Problem der Konturierung beschäftigt zu haben.
Aus seiner Hand besitzt das Volkskundehaus die großformatige Darstellung der
„Hirten an der Krippe“, deren Figuren an jene des 1924/25 entstandenen Bauernkriegszyklus´ gemahnen.
Diese Sammlung birgt
weiters ein Blatt
der 1. Fassung der Radierung „Geburt Christi“.
Die persönliche Hauskrippe Alois Dorns entstand noch
in seiner Subener Zeit. Die schlichten bemalten Tonfiguren der Anbetung der
Hirten sind in den in einen Baumstamm eingeschnittenen moosbedeckten Stall
hineingesetzt. Von dessen Bruder Conrad stammt das in Eisen gegossene Relief
der Geburt Christi, das 1953 als Jahresgabe der Innviertler Künstlergilde
verteilt wurde.
Neben
einem Linolschnitt aus den zwanziger Jahren stellt Wilhelm Traeger 1946 die
Geburt Christi noch deutlich mit den Zeichen der damaligen Zeit dar. Knapp
dreißig Jahre später siedelt er die Krippe in einer Bauhütte am Rieder
Kirchenplatz an. Außer der von Wilhelm Traeger selbst gebastelten, ganz
privaten Familienkrippe sei noch die humorvolle Darstellung der „Heiligen Drei
Könige“ erwähnt.
Auf
beinahe karikaturhafte Weise hat sich auch der von 1930 bis 1936 in Ried als
Kunsterzieher tätige Wilhelm Schnabl mit dem zuletzt genannten Thema
auseinandergesetzt.
Auf
der Federzeichnung „die Neuburg am Inn“ stellt selbst Alfred Kubin - allerdings
erst auf den zweiten Blick erkennbar - eine Krippe und die von allen Seiten
heraneilenden Hirten dar.
Das
wohl monumentalste Krippenwerk schuf Josef Furthner. Es befindet sich in
Privatbesitz und kann aufgrund der enormen Dimensionen nur in Form einer Fotodokumentation
gezeigt werden.
In
hervorragend altmeisterlicher Technik hat der gebürtige Rieder Franz Xaver
Weidinger die Flucht nach Ägypten festgehalten.
Dieses
Thema hat auch Max Stockenhuber als zum Teil emaillierte Metallarbeit
ausgeführt. Auch die ganz persönliche Weihnachtskrippe dieses Künstlers, eine
bunt bemalte und zum Teil mit Goldfolie belegte frei modellierte Tonarbeit ist
in der Ausstellung zu sehen.
Peter
Dimmel, der Sohn des Rieder Malers Herbert Dimmel, hat für die Ausstellung eine
große Bronzekrippe, bestehend aus der Hauptgruppe, der Engelsgruppe, den
Gruppen der anbetenden Hirten und Könige sowie vier Engel mit Musikinstrumenten
zur Verfügung gestellt. Eine ebenfalls in Bronze gearbeitete Flucht nach
Ägypten aus seiner Hand konnte als Privatleihgabe erwirkt werden.
Auch
von Hans Freilinger ist eine Bronzekrippe in der Ausstellung zu sehen.
Eine
Innviertler Heimatkrippe von Karl M. Adlmannseder in den keramischen
Werkstätten Angermayer zu Eberschwang geschaffen, stammt aus der
Krippensammlung des Linzer Schloßmuseums.
Auf
die bereits erwähnte „Oberndorfer Stille-Nacht-Krippe“ nimmt der Hohenzeller
Herrgottschnitzer Karl Gruber mit einer seiner Krippendarstellungen Bezug. Bei
einer weiteren sind die Figuren - wie früher oft gebräuchlich, zwischen die
Flügel eines alten Kastenfensters gestellt. Eine andere wiederum verwendet ein
altes „Brotsimperl“ als Krippenstall und läßt dieses Element sich mehrmals in
der Komposition wiederholen.
Hans
Mayerhofer-Irrsee ist mit einer eigenwilligen Version eines „Fatschenkindls“
und mit mehreren Reliefs, darunter die eindrucksvolle „Weihnacht der Tiere“
vertreten.
Wenn
sich das Innviertel auch nicht als Krippenlandschaft im eigentlichen Sinn
etablieren kann, so zeigt die Ausstellung deutlich, daß die künstlerische
Auseinandersetzung mit dem Krippenthema hier bedeutsame Ergebnisse aufzuweisen
hat.