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Wilhelm Schnabl u. Adolf Rauch, Künstlerfreundschaft dokumentiert

Dem MUSEUM Innviertler Volkskundehaus wurden in diesem Jahr illustrierte Briefe des Zeichners Wilhelm Schnabl an den Rieder Maler Adolf Rauch angeboten. Da diese Briefe kulturgeschichtlich sehr interessant sind und auch zahlreiche Bezüge zu Ried aufweisen, hat sich die Stadt Ried zum Kauf entschlossen. Gerade rechtzeitig, denn zu diesem Zeitpunkt stand bereits fest, dass die Ausstellung im Rahmen des Gemeinschafts­projektes oberösterreichischer Kunstinitiativen im Herbst 1999 „Die Kunst der Linie“ im MUSEUM Innviertler Volkskundehaus Wilhelm Schnabl gewidmet sein soll. Durch die freundliche Unterstützung der Familie des Künstlers konnten auch illustrierte Briefe von Adolf Rauch an Wilhelm Schnabl bearbeitet werden. Zusammen lassen diese Briefe ein mitunter heiteres Alltagsbild von den dreißiger bis in die siebziger Jahre unseres Jahrhunderts entstehen.

Für den 1904 in Eger/Böhmen geborenen Wilhelm Schnabl war Ried die erste längere Station als Zeichenlehrer. Er unterrichtet ab Herbst 1936 am Rieder Gymnasium. Die Schnabls wohnten zunächst am Schloßberg Nr. 17 und ab 1933 in Neuhofen. Wilhelm Schnabl liebte die idyllische, wenn auch etwas unbequeme Wohnsituation in Neuhofen und konnte auch dem weiten Schulweg einiges abgewinnen. Außer mit dem Steirer Albin Stranig hatte Schnabl in Ried Kontakt mit Walther Gabler und der Familie Woitsch. Eine besonders innige Beziehung ergab sich mit dem gebürtigen Rieder Adolf Rauch. Wie Rauch trat auch Schnabl der Innviertler Künstlergilde bei.

Der nicht allzusehr geliebte Beruf zwang Schnabl, die Ölmalerei mehr und mehr einzuschränken und sich der Zeichnung zu widmen. Schnabl, der über ein starkes soziales Wahrnehmungsorgan verfügte, ließ sich instinktiv vom Milieu der kleinen Leute, vom Unscheinbaren vereinnahmen. In Ried zeichnete er mit Vorliebe die Insassinnen des Altenheimes. Besonderes Interesse finden Objekte der barocken Volksfrömmigkeit wie Votivbilder, Andachtsbildchen aber auch Wallfahrtsmadonnen und Gnadenbilder, die er immer wieder in seine Werke einbezieht. Wesentlich ist der Einfall, der möglichst spontan mit einem gewissen Bildwitz zu Papier gebracht wird.

Bis zu seiner Versetzung nach Kufstein im Herbst 1936 verbrachte Schnabl in Ried eine überaus glückliche Zeit an die er sich später noch gerne zurück erinnerte. Im Herbst 1940 erfolgte auf eigenes Ansuchen die Versetzung an die damalige Oberschule in Falkenau an der Eger, der näheren Heimat seiner Frau. Nach dem Kriegsdienst mußte Schnabl sich und seine Familie mit grafischen Gelegenheitsarbeiten durchbringen ehe er 1948 eine Lehrstelle in Bludenz bekam, die er bis zu seiner Pensionierung innehatte. Wie sehr sich Schnabl an die Jahre in Ried zurückgesehnt hat, zeigt ein Zitat aus einem Brief, den Wilhelm Schnabl in seiner frühen Kufsteiner Zeit an Adolf Rauch geschrieben hat: „...Zur Stadt Kufstein habe ich auch noch kein richtiges Verhältnis gewonnen. Da war mir Ried ganz anders, mit Ried war ich schon ganz und gar verheiratet. Vorläufig bin ich nur in die Schule gegangen, ich habe geschlafen und gegessen, sonst nichts. Ich muß erst Entdeckungsfahrten in die Umgebung machen. Dieser Stadt geht das gewisse, unbeschreibliche ganz und gar ab, was Ried in reichlichem Maße hat und was ich so liebe.“