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Ernestine Grüner

* Ottnang am Hausruck | 28. August 1902

† KZ Auschwitz | 10. Oktober 1944

Jüdin, aufgewachsen in Ottnang, in Ried zur Modistin ausgebildet. In Wien verheiratet mit Siegmund Flieger. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer Tochter Judis wurde sie nach Theresienstadt deportiert und mit ihrer Tochter im KZ Auschwitz getötet.

Die Eltern von Ernestine Grüner führten eine Gemischtwarenhandlung in Bruckmühl, einer Ortschaft der Gemeinde Ottnang. Sie stammten aus dem Burgenland und waren verwandt mit der Familie Pick.

Als „Lehrfräulein“ kam Erni, wie sie genannt wurde, nach Ried. Sie lernte im Hutmacher-Geschäft von Anna Dachauer am Oberen Roßmarkt das Handwerk der Modistin.

Schon wenige Wochen nach dem Anschluss wurde ihrer Familie das Geschäft weggenommen und arisiert. Ihre Brüder versuchten auszuwandern, die meisten Familienmitglieder wurden aber zwangsweise nach Wien in Massenquartiere übersiedelt. Ernestine heiratete dort Siegmund Flieger, der ebenfalls Jude war. Die Tochter Judis kam am 16. Oktober 1941 in Wien zur Welt. 

Siegmund hatte die Aufgabe, die Transporte in das Ghetto Theresienstadt zusammenzustellen. Dadurch vermochte er die Deportation seiner eigenen Familie länger hinauszuzögern. Im Frühjahr 1943 mussten schließlich auch sie ins KZ. Von Theresienstadt kam die Familie am 6. Oktober 1944 nach Auschwitz. Ernestine und Judis starben nach wenigen Tagen. Judis war noch nicht einmal drei Jahre alt, Ernestine 42. Ihr Mann Siegmund wurde von den Amerikanern aus dem KZ Mauthausen befreit.

Ernestine Grüner und 195 weiteren Todesopfern von Nationalsozialismus und Faschismus im Bezirk Ried im Innkreis ist der Lern- und Gedenkort Charlotte-Taitl-Haus gewidmet.

Quelle: Gansinger, Gottfried: Nationalsozialismus im Bezirk Ried im Innkreis – Widerstand und Verfolgung 1938-1945. Innsbruck – Wien – Bozen: Studien Verlag 20164.