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Josef Schmirl

* Steyrling | 9. Dezember 1897

† Linz | 14. März 1938

Kriminalbeamter in Linz, am Beginn seiner Laufbahn als Gendarm im Innviertel tätig. Das erste Todesopfer der Nationalsozialisten in Oberösterreich.

„Dann ist Vater noch zu mir zum Bett gekommen. Hat mir ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet und hat mich so gedrückt.“ Anneliese Schmirl, Ried, in Erinnerung an die Verhaftung ihres Vaters am 13. März 1938

Josef Schmirl und seine Kollegen bekämpften beruflich die politischen Gegner des Ständestaates. Ab 1933 mussten Schmirl und seine Kollegen verstärkt gegen Anschläge und andere Vergehen von illegalen Nationalsozialisten vorgehen und bei den Februarkämpfen des Jahres 1934 gegen die Männer des Republikanischen Schutzbundes ermitteln. 

Mitten im Jubel über den Anschluss schlug die Stunde der Sieger und sie wurde zur Stunde der Rache. Josef Schmirl wurde als Erster in seiner Wohnung verhaftet. Um 10 Uhr abends. Er hatte hohes Fieber, lag im Bett. Er wehrte sich nicht, als er aufgefordert wurde, mitzukommen. Die ehemaligen Kollegen waren Gestapo-Beamte geworden. Sie sagten seiner Frau, Josef käme nur in Schutzhaft.

Eineinhalb Tage später, am 15. März in der Früh, erhielt sein Schwiegervater, der pensionierte Bezirkskommandant der Schärdinger Gendarmerie, die Todesnachricht. Die offizielle Todesursache lautete „Selbstmord durch Erhängen“. 

Er fuhr sofort nach Linz. Am Barbara-Friedhof konnte er den Leichnam sehen. Die Ein- und Austrittswunden eines Kopfschusses waren aber unverkennbar. Der Familie Schmirl wurde unter massiven Drohungen verboten, von der Selbstmord-Version abzuweichen.

Die Witwe erhielt die Kleidung des Ermordeten gereinigt zurück. Josef war auch getreten und blutig geschlagen worden. Das geschah am 14. März. Er war das erste Todesopfer der Nationalsozialisten in Österreich.

Josef Schmirl und 195 weiteren Todesopfern von Nationalsozialismus und Faschismus im Bezirk Ried im Innkreis ist der Lern- und Gedenkort Charlotte-Taitl-Haus gewidmet.

Quelle: Gansinger, Gottfried: Nationalsozialismus im Bezirk Ried im Innkreis – Widerstand und Verfolgung 1938-1945. Innsbruck – Wien – Bozen: Studien Verlag 20164.