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Emmy Woitsch d. J., Zum 75. Geburtstag

Emmy Woitsch d.J. wurde 1922 als erstes Kind der gleichnamigen Mutter, einer musisch sehr begabten Landschaftsmalerin, und des Bankbeamten Otto Woitsch in Ried im Innkreis geboren. Im Hause Woitsch am Kirchenplatz Nr. 18 fanden zu dieser Zeit des öfteren Künstlertees statt, die gerade die Meister der Gründungszeit der Innviertler Künstlergilde - unter ihnen der Lehrmeister der Mutter, Franz Xaver Weidinger, weiters Louis Hofbauer, Wilhelm Dachauer und Herbert Dimmel - gerne besuchten und dort regen Meinungsaustausch betrieben. Auch musiziert wurde im Hause Woitsch gerne. Emmy Woitsch d. Ä. war eine sehr gute Klavierspielerin. Es wurde ein Quartett gegründet, bei dem auch Otto Woitsch, der Komponist Karl Rausch und der Gymnasialprofessor Max Bauböck mitwirkten.

In dieser von Erwachsenen dominierten Welt, in der Kinder einen anderen Stellenwert hatten als heute, schuf sich die jüngere Emmy Woitsch früh ihre eigene Welt. Mit einer Freundin, der Tochter des Architekten Hans Schihan tauschte sie zum Beispiel Träume aus. Emmy Woitsch besuchte in Ried das humanistische Gymnasium, wo sie 1940 maturierte. Der Zeichenunterricht wurde von Wilhelm Schnabel abgehalten und zusätzlich belegte sie das Freifach „Zeichnen nach der Natur“ bei Wilhelm Traeger, der es im besonderen Maße verstand ihre Begeisterung zu wecken. Das Künstlerische der jüngeren Emmy Woitsch blieb zunächst ins Private verbannt, bis sich die Zurückhaltung löste und die Künstlerin sich zögernd in ihrer herben Bildsprache mitzuteilen begann. Nach der Matura mußte sie ein halbes Jahr Arbeitsdienst leisten, ehe sie in München die Lehrfächer Kunsterziehung und Deutsch belegen konnte. Die Lehramtsprüfung nach zwölf Kriegstrimestern nützte ihr anfangs wenig, da deutsche Zeugnisse nach Kriegsende in Österreich nicht anerkannt wurden. Erst nachdem sie ein Semester an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei den Professoren Herbert Boeckl und Matejka-Felden absolviert hatte, das sie selber trotz größter materieller Not als enorme Bereicherung bezeichnet, erfolgte die Nostrifikation. Sie absolvierte zunächst das Probejahr in Ried und bewarb sich dann auf Empfehlung von Prof. Wilhelm Traeger am Schärdinger Gymnasium, wo sie 16 Jahre lang unterrichtete ehe sie ans Rieder Gymnasium zurückkehrte. Ihre Schüler schätzten an ihr ihre ruhige Überlegenheit und Toleranz. Von den Fachkollegen Traeger und Gabler spricht sie gerne weil ihr diese wegweisend waren.

Zu ihren Werken zählen großzügig angelegte Aquarelle, rhythmisch bewegte Tonreliefs, seltener Ölbilder und Zeichnungen. Durch die Gestaltung von Festdekorationen, die während ihrer Zeit am Schärdinger Gymnasium zu ihrem Aufgabenbereich gehörten, kam sie auf die Idee, die mythischen, ornamental empfundenen Gestalten als Textilapplikationen umzusetzen. Der frühere Leiter der Kulturabteilung der Stadtgemeinde Ried, Herr Dr. Josef Mader, hat Emmy Woitschs Kunst sehr treffend als „Augenaufschlag nach innen“ bezeichnet. Der bescheidenen Künstlerin, deren Werke bisher lediglich bei den großen Jahresausstellungen der Innviertler Künstlergilde zu sehen waren, widmete die Kulturabteilung der Stadtgemeinde Ried zum 75. Geburtstag ihre erste Einzelaustellung.