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Klöppelspitzenausstellung mit Kongress

Das Wort „Spitze“ bedeutet im Textilbereich „Garngeflecht“ bzw. „in Zacken auslaufende Borte“ und ist erst seit dem 17. Jahrhundert gebräuchlich. Unter den „echten Spitzen“ werden zwei Gruppen unterschieden: die Nadelspitzen und die Klöppelspitzen. Während sich die Nadelspitze technisch aus der Durchbruchstickerei entwickelte, entstand die Klöppelspitze aus der Notwendigkeit die am Schluss des Webvorganges lose hängenden Kettfäden zu befestigen. Ein wichtiger Impuls für die Entwicklung zahlreicher Spitzenzentren in Altösterreich ging von der Wiener Weltausstellung 1873 aus, als man erkannte, dass die in Österreich hergestellten Spitzen nicht wettbewerbsfähig waren. Ein Jahr später wurde daher der Kunstgewerbeschule ein Zentralspitzenkurs angeschlossen. Bedeutende Entwerfer arbeiteten für die Kunstgewerbe-schule. Die an den Zentralspitzenkurs angeschlossenen Schulen waren schließlich über die ganze Monarchie verstreut. Auf der Weltausstellung des Jahres 1900 in Paris feierten die im neuen Stil gearbeiteten Spitzen aus Österreich große Erfolge. Nach der Jahrhundertwende kam es zur Zusammenarbeit zwischen dem K. K. Zentralspitzenkurs und der Wiener Werkstätte. Auch Dagobert Peche, einer der bedeutendsten Designer dieser Institution, entwarf zahlreiche Spitzen. Die ausgestellten Klöppelspitzen stammen aus der Sammlung der heutigen „Höheren Bundeslehranstalt für Mode und Bekleidungstechnik in der Herbststraße in Wien“.  Die Nadelspitzen wurden vom Spitzenmuseum in Kiskunhalas zur Verfügung gestellt. In dieser südungarischen Stadt hat das Spitzennähen eine mehr als 100jährige Tradition, was für Ungarn einzigartig ist. Die Halaser Nadelspitze entwickelte sich zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz zur Brüsseler Spitze und hat mehrmals bei Weltausstellungen einen Grand Prix gewonnen. Seit 1935 bilden drei übereinanderliegende Fische das Markenzeichen der Halas Spitze. Die Spitzen werden unter Verwendung der traditionellen Motive in Kiskunhalas auch heute noch mit 60 verschiedenen Websticharten genäht. Aber auch Auftragsarbeiten nach eigenen Motiven werden in der Tradition der Halas Spitze ausgeführt. Viele Gekrönte Häupter wie etwa Elisabeth II. von Großbritannien, die Japanische Kaiserin, aber auch Papst Johannes Paul II. und zahlreiche Staatsoberhäupter bekamen die kostbaren Halaser Spitzen als Geschenk des Ungarischen Staates. Bis zu 2.800 Arbeitsstunden waren zur Herstellung von einem Spitzenobjekt erforderlich. Ein Gramm Halaser Spitze entspricht übrigens dem Wert von einem Gramm Gold!