Im Jahr 2007 wird nicht nur das Jubiläum 150 Jahre Stadt Ried im Innkreis gefeiert, auch des vor 300 Jahren in Ried verstorbenen Barockbildhauers Thomas Schwanthaler wird gedacht. Eine Ausstellung im Museum Innviertler Volkskundehaus, das in seiner Sammlung Werke von allen bedeutenden Meistern dieser Familie beherbergt, zeigt erstmals in ihrer Gesamtheit die im Jahr 1998 aus Memminger Privatbesitz angekauften Entwurfzeichnungen der Bildhauerfamilie Schwanthaler, aber auch Leihgaben von Werken Thomas Schwanthalers.
Weiters wird die neue Monografie über diesen Künstler von Brigitte Heinzl „Der Bildhauer Thomas Schwanthaler 1634-1707“ vorgestellt, die neben einer ausführlichen Biografie auch ein topografisches Werkverzeichnis und sämtliche schriftlichen Zeugnisse zu seinem Leben enthält.
Thomas Schwanthaler wurde am 5. Juni 1634 als ältester Sohn des Bildhauers Hans Schwabenthaler und dessen Frau Katharina in Ried getauft. Der Name Schwabenthaler ließ die Herkunft der Familie aus Schwaben annehmen, eine Familientradition berichtet jedoch, dass die Familie schon im 15. und 16. Jahrhundert im Innviertel lebte. Angeblich waren die Schwabenthaler Kriegsleute. Die Lehrzeit dürfte Thomas Schwanthaler bei seinem Vater zugebracht haben, die Gesellenzeit – so vermutet die Autorin Brigitte Heinzl - in der Werkstätte des Martin Zürn in Braunau. Durch den frühen Tod des Vaters im Jahr 1656 wurde ihm eine längere Wanderschaft unmöglich. Im Alter von 22 Jahren musste er die Werkstätte übernehmen und für seine Mutter und die jüngeren Geschwister sorgen. Am 16. August 1660 ehelichte Thomas Schwabenthaler die Rieder Buchbinderstochter Eva Vorburger, am 8. August des darauffolgenden Jahres wurde dem Paar ein Kind namens Johann Franz getauft. Thomas wird im Taufbuch bereits Schwanthaler genannt. In diesem Jahr bekam er den Auftrag für den Choraltar der Rieder Pfarrkirche, 1665 ist er urkundlich mit Arbeiten in Haag am Hausruck und Zell am Pettenfirst fassbar.
Am 1. Oktober 1667 erhielten der Künstler, seine Gattin und seine Kinder das Bürgerrecht auf die Bildhauerkunst. Knapp zwei Jahre später erwarben Thomas Schwanthaler und seine Frau Eva von Katharina Burgstaller, der Witwe des lateinischen Schulmeisters, ein Haus in der Rieder Priesterzeile (heute Schwanthalergasse Nr. 11).
Anfang des Jahres 1668 klagte Schwanthaler den Veit Adam Vogl, weil dieser sich neben seiner Tätigkeit als Gastwirt auch als Bildhauer betätigte. Obwohl sich Thomas gegen die altertümliche Schule seines Konkurrenten fast immer durchzusetzen vermochte, gehen die Auseinandersetzungen zwischen den Kontrahenten, die sich teilweise auch auf Gesellenebene ausweiteten und bei denen Beschimpfungen wie „Fretter“ (Stümper) oder „Schelm“ (unredlicher Pfuscher) auf der Tagesordnung standen, mit Unterbrechungen bis 1677 weiter.
Als besonders fruchtbar sollte sich für Thomas Schwanthaler die Zusammenarbeit mit dem Benediktinerorden erweisen, die ab 1673 nachweisbar ist. Im Auftrag dieses Ordens schuf Thomas Schwanthaler einen Marienaltar für St. Peter in Salzburg und drei Altäre für die Wallfahrtskirche Maria Plain bei Salzburg.
Aus dem am 17. Februar 1675 mit dem Abt Cölestin Kolb vom Stift Mondsee abgeschlossenen Werkvertrag geht hervor, dass an der Ausführung des Doppelaltares für die Wallfahrtskirche in St. Wolfgang neben Thomas Schwanthaler, der auch den Entwurf geliefert hat, der Rieder Maler Franz Gamann (Fassung) und der ebenfalls aus Ried stammende Schreiner Martin Weber (architektonischer Aufbau) beteiligt waren. Thomas Schwanthaler erhielt für seine Arbeit 780, der Maler 700 und der Schreiner 280 Gulden. Der im Frühjahr 1676 fertig gestellte Doppelaltar ist ohne Zweifel das Meisterwerk Thomas Schwanthalers. Der einzigartige Doppelschrein, der links den Heiligen Wandel und rechts die Glorie des hl. Wolfgang zeigt, wird von den Gründern des Benediktinerordens, dem hl. Benedikt und der hl. Scholsastika, flankiert. Wie der hl. Wolfgang, so stellt auch die Krönung Mariens im Aufsatz den inhaltlichen Bezug zum Flügelaltar Michael Pachers im Chor her. Mit den 54 Engelsfiguren bevölkern nicht weniger als 78 Skulpturen den dunkel gebeizten Altaraufbau mit den gedrehten und mit Weinlaub umrankten goldenen Säulen.
1675 entstand die Taufe Christi im Jordan, die Thomas Schwanthaler für den Taufdeckel der Pfarrkirche Mehrnbach angefertigt hatte und die sich als Dauerleihgabe im Rieder Museum befindet. Im März 1677 starb Eva Schwanthaler, die Gattin des Künstlers. Die fünf überlebenden von insgesamt zehn Kindern, nämlich Franz, Johannes, Magdalena, Basilius und Maria wurden unter die Vormundschaft von Hans Georg Mädlsberger und Johann Perner aus Ried gestellt.
Bereits am 14. Juni 1677 heiratete Thomas Schwanthaler in Ried Maria Katharina Zettler aus Stocklet in Oberösterreich. Aus dieser zweiten Ehe gingen fünf Kinder hervor: Bonaventura, Maria Katharina, Johann Joseph, Johann Georg und Franz.
Obwohl Thomas Schwanthaler in den 1670er Jahren seine künstlerische Glanzzeit erlebte und über zahlreiche Aufträge verfügte, war er immer wieder in Geldnöten und es gab mehrere Klagen wegen offener Schulden. Auch die Vormünder der Kinder aus erster Ehe klagten.
Am 8. Juni 1679 erhielt Schwanthaler von Pfalzgraf Ferdinand Wilhelm Metzger von Meggenburg ein Malerwappen verliehen, das sich heute im Museum Innviertler Volkskundehaus in Ried befindet. Der höfische Text des Wappendiploms widerspricht allerdings den tatsächlichen Verhältnissen in Ried, wo Schwanthaler ständig wegen Schulden vor Gericht stand.
In die späten 1670er und 1680er Jahre fallen Arbeiten für die Pfarrkirche in Arnsdorf, das Stift Reichersberg, die Pfarrkirchen von Gmunden, Waldzell und Mehrnbach.
Für die Zuschreibung der Rieder Ölberggruppe an Thomas Schwanthaler gibt es leider keine schriftlichen Zeugnisse. Interessant ist, dass 1678 der Rieder Pfarrer im Namen Veit Adam Vogls beim Rat um die Errichtung eines neuen Ölbergs ansuchte. Möglicherweise hat der Pfarrer in Kenntnis der weniger qualitätvollen Arbeiten Vogls die Ausführung der genehmigten Ölberggruppe dem Thomas Schwanthaler übertragen. Zu der Gruppe des zusammensinkenden und von einem Engel gestützten Jesus gehören die Jünger Jakobus, Johannes und Petrus. Die fehlende Fassung lässt die Gruppe moderner erscheinen, was zu einer Datierung ins 18. Jahrhundert führte.
Für die Jahre von 1689 bis 1693 sind keine Werke belegt. Erst im Jahr 1694 sind mit dem hl. Michael und der hl. Maria für Reichersberg wieder zwei Werke nachweisbar. Für die Kirche von Tumeltsham schuf Thomas Schwanthaler 1697 die Kanzel und 1702 einen Altar.
Am 13. Februar 1707 wurde Thomas Schwanthaler in Ried begraben. Im Totenbuch der Pfarre Ried heißt es: „Sepultus est (begraben ist) der vornehme und kunstreiche Herr Thomas Schwanthaler, Bildhauer allhier“.
Ausstellung „Thomas Schwanthaler zum 300. Todestag“
Das Museum Innviertler Volkskundehaus in Ried, das in seiner Sammlung Werke von allen bedeutenden Meistern dieser Familie beherbergt, zeigt zum 300. Todestag des Künstlers erstmals die im Jahr 1998 aus Memminger Privatbesitz angekauften Entwurfzeichnungen der Bildhauerfamilie Schwanthaler, aber auch Leihgaben von Werken Thomas Schwanthalers.
Bei den Entwurfzeichnungen handelt es sich um rund 200 Einzelblätter, die wohl aus Ried von einem der nach München ausgewanderten Familienmitglieder – in Frage kommen Franz Jakob, Franz Anton und Franz Xaver Schwanthaler – als eine Art Familienschatz mitgenommen wurden. Sie sind zum Teil mit der handschriftlichen Bezeichnung „alter Schwanthaler“ versehen. Dazu gesellten sich aber auch Zeichnungen der in München tätigen Familienmitglieder. Etwa 70 Blätter des zeichnerischen Nachlasses von Ludwig Schwanthaler (1802-1848), Kompositionsstudien und Entwurfskizzen für Grabmäler von dessen Vater Franz Jakob Schwanthaler (1760-1820) und etliche Zeichnungsblätter, die vermutlich in Franz Xaver Schwanthaler (1799-1854) und dessen Sohn Rudolf (1842-1879) ihren Urheber haben. Nach dem Tode Ludwig Schwanthalers gingen die Zeichnungen in den Besitz seines Mitarbeiters und Cousins Franz Xaver Schwanthaler, nach dessen Ableben an seine Witwe Josepha und schließlich 1908 an deren Tochter Sophie über, die den Bildhauer Karl Haller aus Hamburg heiratete. Deren Tochter Josefine Haller, verehelichte Neudegger (1858-1926) vererbte sie an ihre Tochter Wilhelmine Neudegger (1881-1969) aus deren Nachlass die Zeichnungen 1998 von der Stadt Ried erworben werden konnten.
Die Eröffnung der Ausstellung findet am 13. Februar 2007 (19 Uhr, Museum/Sparkassen-Stadtsaal), also an jenem Tag statt, an dem 300 Jahr zuvor Thomas Schwanthaler in Ried begraben wurde.