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Im Jahr 1818 entstand ein Weihnachtslied, das in seiner Schlichtheit die Herzen berührte und um die ganze Welt ging. In einer Zeit von Hunger und Not hatte Josef Mohr, bereits zwei Jahre vorher, ein Gedicht verfasst, das den Menschen Zuversicht und Hoffnung auf Frieden geben sollte. Am Weihnachtsabend des Jahres 1818 übergab der junge Geistliche diesen Text seinem Freund Franz Xaver Gruber mit der Bitte ihn für zwei Solostimmen, Chor und Gitarrenbegleitung zu vertonen. Wenige Stunden später sangen Mohr und Gruber „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ zum ersten Mal im Anschluss an die Christmette vor der Kirchenkrippe von Oberndorf.
Als die St.-Nikolaus-Kirche in Oberndorf wegen der dauernden Hochwassergefahr für baufällig erklärt und ab 1906 schließlich dem Abbruch zum Opfer fiel, schenkte man die „alte, verstaubte Pfarrkrippe“ – den „ehrwürdigen Schulschwestern von Oberndorf […], die sie lange Jahre unverwendet im Dachboden aufbewahrten“ und sie schließlich zum Verkauf anboten. Die Krippe wanderte über Umwege in den Besitz von Pfarrer Johann Veichtlbauer, aus St. Pantaleon, der sie in seine große volkskundliche Sammlung aufnahm. Als sich der „Heimatpfarrer“ zur Ruhe setzte fand er und seine große Sammlung eine neue Heimstätte in Ried im Innkreis, wo man das alte Wirtschaftsgebäude des Pfarrhofs für „Pfarrer Johann Veichtlbauers Volkskundehaus der Stadt Ried“ adaptierte und im September 1933 feierlich eröffnete. So kam die Stille Nacht Krippe, die Veichtlbauer als den „größten Krippenschatz der Sammlung“ bezeichnete, nach Ried, wo der Komponist des Liedes „Stille Nacht! Heilige Nacht!“, Franz Xaver Gruber, 127 Jahre zuvor seine Lehramtsprüfung für den Unterricht an Trivialschulen abgelegt hatte.
Die Stille-Nacht-Krippe gehört dem Inn-Salzach-Typus der Krippe an: Die mit bunten Textilien bekleideten Figuren haben vorwiegend aus Wachs bossierte (geformte) Köpfe, ihre Arme und Beine sind aus Holz geschnitzt. Die Vorbilder dieser Figuren sind im italienischen bzw. Südtiroler Raum zu finden. Der heutige, nicht mehr ganz vollständige, Figurenbestand der Krippe umfasst neben der Heiligen Familie die Anbetung der Hirten und die Anbetung der Heiligen Könige, die Hochzeit zu Kana – hier nicht als Hochzeitsmahl sondern als Hochzeitszug mit voranschreitendem „Prograder“ (von lat. procurator), dem Hochzeitslader. Weiters sind Teile einer „Beschneidung“ oder einer „Darstellung im Tempel“ erhalten – darauf lässt die große Anzahl der Hohepriester schließen.
Das biblische Thema ist in die Heimat übertragen: Die Hirten sind in der Bauern- und Schiffertracht der Zeit um 1800 dargestellt, auch eine Bäuerin mit dem schwarzen Kopftuch ist darunter.
Zum Jubiläum „200 Jahre Stille Nacht“ erfolgte eine zehn Monate dauernde Restaurierung. Nun sind die Figuren nach Ried zurückgekehrt und finden sich in einer stimmungsvollen Landschaft mit Alpenpanorama wieder. In diese Gestaltung wurden nun alle originalen Teile übernommen. Im Museum Innviertler Volkskundehaus ist dieser besonderen Krippe ein ganzer Raum gewidmet.
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