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Weihnachtsausstellung "Die Giner-Krippe vom Riedberg"

Die Giner-Krippe vom Riedberg

Im Zentrum der diesjährigen Weihnachtsausstellung im Museum Innviertler Volkskundehaus steht jene Krippe, die üblicherweise zu Weihnachten in der Dreifaltigkeitskirche der Pfarre Riedberg in Ried aufgestellt und daher nur bei den Gottesdiensten zu sehen ist.

Die 38 Krippenfiguren stellen neben der Anbetung der Hirten und der Heiligen Könige auch noch die Szenen Beschneidung des Herrn und der Flucht nach Ägypten dar. Die Figuren sind bis zu 104 cm groß und entstanden 1841 in der Werkstätte des Tiroler Bildhauers Johann Nepomuk Alois Giner d. J. – dies ist durch die Aufschrift auf der ausgehöhlten Rückseite eines Hirten belegt: „Johann Giner Bildhauer von Thaur by Hall 1841“ ist dort zu lesen. Giner schuf die Krippenfiguren einst für das Kapuzinerkloster von Radstadt. Nach dessen Aufhebung kamen diese 1978 in die Pfarre Riedberg, die die Krippe schließlich erwarb.

Die Tiroler Maler- und Bildhauerfamilie Giner

Die Maler- und Bildhauerfamilie Giner machte den Tiroler Ort Thaur im 19. Jh. zu einer Hochburg des Krippenbaus. Den Grundstein dafür legte der ausgebildete Freskenmaler Joseph Giner (1728–1803) mit seinen Krippenfiguren aus Papier bzw. Karton. Trotz des Krippenverbots, das Kaiser Joseph II. im Jahr 1782 erlassen hatte, wollte die Bevölkerung nämlich nicht auf die weihnachtlichen Szenen rund um die Geburt Christi verzichten. So entstanden die Hauskrippen, deren Figuren aus Kostengründen vor allem aus Papier bzw. Karton ausgeschnitten und bemalt wurden. Sie lösten die mit Textilien bekleideten Krippenfiguren der Barockzeit ab. Joseph Giner produzierte unzählige Krippenfiguren aus Karton, die er bemalte und arrangierte. Seine Arbeiten faszinierten seinen Vetter, Johann Nepomuk Giner d. Ä., so sehr, dass er sich die Figuren zum Vorbild für seine Holzfiguren nahm. Wie seine beiden älteren Brüder hatte auch er das Kunsthandwerk erlernt und gründete 1780 eine Bildhauerwerkstatt. Neben Kunstfertigkeit, Präzision und Liebe zum Detail verstand es Giner, die Menschen so abzubilden, wie sie sich selbst sahen. Als sechstes von neun Kindern wurde ihm am 22. Mai 1806 der begabte Sohn Johann Nepomuk Alois Giner d. J. geboren. Er erhielt seine Ausbildung in der Werkstätte seines überragenden Vaters, mit dem er bis zu dessen Tod zusammen arbeitete. Zahlreiche Werke führten Vater und Sohn gemeinsam aus. Bedauerlicherweise war Johann Nepomuk Alois Giner d. J. nie auf die Wanderschaft gegangen – und so führte er stilistisch das künstlerische Erbe fort, entwickelte die Krippenkunst aber kaum weiter. Damit neigte sich die große Zeit des Krippenbaus ihrem Ende zu. Kein Mitglied der Familie Giner konnte die Tradition des Krippenbaus bis ins 20. Jahrhundert weiterführen.