Hubert Fischlhammer: Faszination Afrika
Hubert Fischlhammer wurde 1925 in Ried geboren. Sein Vater war vor der Geburt des Sohnes auf dem schwarzen Kontinent tätig. Nicht als Forscher, Völkerkundler, Archäologe, Jäger, Missionar oder Geschäftemacher sondern als Helfer im Maschinen- und Eisenbahnbau. Als kleiner Bub mit sechs Jahren sah und erlebte Hubert Fischlhammer die Fieberschübe, die seinen Vater quälten, hörte zum ersten Mal die Worte Chinin, Malaria und – Afrika. Später dann, bei einem gelegentlichen Sonntagsspaziergang oder an Abenden, an denen der Vater nicht hundemüde von der Arbeit heimkam (damals war ein Achtstundenarbeitstag kein Begriff), brachte er ihn hin und wieder dazu, von Afrika zu erzählen. Über unerträgliche Hitze, gewaltige Regengüsse, furchtbare Gewitter, über seltsame Rituale, Geister, Dämonen und über die Kraft und Weisheit dieser schwarzen Menschen dort.
Dann, als die Nachricht vom Tod seines Bruders eintraf – er kam als Jagdflieger während der Schlacht von Tobruk ums Leben – war Afrika wieder Gesprächsstoff in der Familie.
Irgendwann sprach der Vater auch von den Handwerkern, von den Schnitzern, von Holzfiguren und Masken, der Verkörperung von Toten – oder Zaubergeistern. In zahllosen Ahnenfiguren ist die Seele, der Geist eines Verstorbenen verkörpert, sagte er, zeigte dem Sohn eine afrikanische Tanzmaske, die zur wirklichen Verwandlung ihres Trägers führte. Mit der Maskierung verwandelt sich der Eingeborene nicht nur in seiner Erscheinung, er verwandelt sich in ein gänzlich anderes Wesen. Vorübergehend wählt der Geist den Körper des Maskierten als Sitz – nimmt von ihm Besitz. Die Geister, die Mächte, die Kräfte sind leibhaftig im Schnitzwerk enthalten, hörte er.
Heute weiß Hubert Fischlhammer, dass diese Worte nicht von ungefähr kamen. Wer in seiner Wohnung auch nur für Stunden eine Holzfigur, eine Maske aufstellt, spürt die Kraft, die sie verkörpert, fühlt, dass ein lebendiges, geisthaftes, wirkliches Wesen bei ihm Einzug gehalten hat. Wenn wir die Verkörperung dieser Kraft nicht nur zu verstehen versuchen, sondern sie erleben, erfahren wir, dass das Objekt für den Schnitzer eine Lebensfrage, eine Glaubensfrage war. Die Kräfte, die er meint, erleben wir als künstlerische Kraft. Die Geister, die er ruft, werden auch wir von seinen Gebilden nicht los.
Seit einigen Jahren, begleitet mit intensiven Studien, versucht Hubert Fischlhammer in seinen Bildern nicht die Landschaft, die Menschen, die unglaublich vielfältige Farbigkeit dieses Kontinents einzubringen, sondern dem faszinierenden Abenteuer der Kulturen Afrikas nachzuspüren. Im Museum Innnviertler Volkskundehaus sind neben Arbeiten aus der afrikanischen Periode Hubert Fischlhammers auch afrikanische Stammeskunst aus der Sammlung des Künstlers ausgestellt.
Kurzbiografie:
1925 in Ried im Innkreis geboren
1940-1941 Gastschüler bei Prof. Hillerbrand, Kunstakademie in München
1943-1945 Kriegsdienst, schwere Augenverletzung
1948-1957 Tätigkeit als Illustrator und Pressezeichner
1960-1961 Schüler bei Prof. Werner Gisevius, Paris
1962-1963 Schüler bei Prof. Slavi Soucek und Arbeit in der Graphischen Versuchswerkstätte der „Galerie Kunst der Gegenwart“ in Salzburg
1984 Verleihung des Professorentitels
1988 Schwindendes Sehvermögen bedingt Einstellung der künstlerischen Tätigkeit
1990 Erfolgreiche Operation beider Augen. Wiederaufnahme der künstlerischen Arbeit. TV-Film von
Dr. Traude Hansen (ORF): Der Maler Hubert Fischlhammer
2003 Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens der Stadt Ried