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28.11. - 18.01.1997 - Krippendarstellungen von Innviertler Künstlern

Das Innviertel ist, verglichen mit den bedeutenden Krippenlandschaften, wie etwa dem Salzkammergut oder dem Tiroler Inntal, als solche kaum in Erscheinung getreten. Vielleicht liegt das daran, daß sich das Krippenschaffen hier - mit Ausnahme des oberen Innviertels - auf einer ganz anderen Ebene abgespielt hat: Während im Salzkammergut die Krippen überwiegend auf breiter volkskünstlerischer Basis - nämlich als Winterarbeit der in der Land- und Forstwirtschaft Tätigen - geschaffen werden, waren und sind es im Innviertel traditionell die Künstler, die sich mit weihnachtlichen Themen auseinandergesetzt haben. Allen voran natürlich die Schwanthaler, deren Krippen im Zentrum der letzten Weihnachtsausstellung standen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang lediglich an das Pramer

Krippenwerk und an die Köglkrippe in der Sammlung des Volkskundehauses - beides sind Werke von Johann Peter d. Älteren Schwanthaler. Einen Bogen vom Schaffen der berühmten Bildhauerfamilie bis in die Gegenwart zu spannen, will nicht so recht gelingen - zu groß ist die Kluft, die sich nach dem Tod von Johann Peter d. J. Schwanthaler im Jahr 1838 und dem damit verbundenen Versiegen der Rieder Werkstättentradition aufgetan hat.

Eine Sonderentwicklung kann allerdings im oberen Innviertel beobachtet werden: Am Übergang vom Barock zum Rokoko entstehen dort Krippen mit bekleideten Figuren. Als prominentes Beispiel ist hier die zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstandene „Oberndorfer-Stille-Nacht-Krippe“ anzuführen, die durch die großzügige Stiftung des umsichtigen Sammlers und Pfarrers von St. Panthaleon, Johann Veichtlbauer, ins Rieder Museum gekommen ist.

Frühestes bekanntes Zeugnis für eine Heimatkrippe ist die 1919 bis 1922 nach einem Entwurf des Innviertler Kirchenmalers Engelbert Daringer geschaffene Krippe in der Pfarrkirche zu Mörschwang.

Wiederholt setzte sich seit den frühen zwanziger Jahren der in Braunau tätige Mitbegründer der Innviertler Künstlergilde Aloys Wach mit dem Krippenthema in sehr unterschiedlichen Techniken auseinander. Von ihm gibt es drei Darstellungen der Geburt Christi als Laubsägearbeiten, wobei die aus Sperrholz gesägten und bemalten Formen kulissenartig in der Tiefe eines „Bildkastens“ gestaffelt sind. Den Künstler scheint hier das Problem der Konturierung beschäftigt zu haben. Aus seiner Hand besitzt das Volkskundehaus die großformatige Darstellung der „Hirten an der Krippe“, deren Figuren an jene des 1924/25 entstandenen  Bauernkriegszyklus´  gemahnen.   Diese   Sammlung  birgt  weiters  ein  Blatt   der 1. Fassung der Radierung „Geburt Christi“.

Die persönliche Hauskrippe Alois Dorns entstand noch in seiner Subener Zeit. Die schlichten bemalten Tonfiguren der Anbetung der Hirten sind in den in einen Baumstamm eingeschnittenen moosbedeckten Stall hineingesetzt. Von dessen Bruder Conrad stammt das in Eisen gegossene Relief der Geburt Christi, das 1953 als Jahresgabe der Innviertler Künstlergilde verteilt wurde.

Neben einem Linolschnitt aus den zwanziger Jahren stellt Wilhelm Traeger 1946 die Geburt Christi noch deutlich mit den Zeichen der damaligen Zeit dar. Knapp dreißig Jahre später siedelt er die Krippe in einer Bauhütte am Rieder Kirchenplatz an. Außer der von Wilhelm Traeger selbst gebastelten, ganz privaten Familienkrippe sei noch die humorvolle Darstellung der „Heiligen Drei Könige“ erwähnt.

Auf beinahe karikaturhafte Weise hat sich auch der von 1930 bis 1936 in Ried als Kunsterzieher tätige Wilhelm Schnabl mit dem zuletzt genannten Thema auseinandergesetzt.

Auf der Federzeichnung „die Neuburg am Inn“ stellt selbst Alfred Kubin - allerdings erst auf den zweiten Blick erkennbar - eine Krippe und die von allen Seiten heraneilenden Hirten dar.

Das wohl monumentalste Krippenwerk schuf Josef Furthner. Es befindet sich in Privatbesitz und kann aufgrund der enormen Dimensionen nur in Form einer Foto­dokumentation gezeigt werden.

In hervorragend altmeisterlicher Technik hat der gebürtige Rieder Franz Xaver Weidinger die Flucht nach Ägypten festgehalten.

Dieses Thema hat auch Max Stockenhuber als zum Teil emaillierte Metallarbeit ausgeführt. Auch die ganz persönliche Weihnachtskrippe dieses Künstlers, eine bunt bemalte und zum Teil mit Goldfolie belegte frei modellierte Tonarbeit ist in der Ausstellung zu sehen.

Peter Dimmel, der Sohn des Rieder Malers Herbert Dimmel, hat für die Ausstellung eine große Bronzekrippe, bestehend aus der Hauptgruppe, der Engelsgruppe, den Gruppen der anbetenden Hirten und Könige sowie vier Engel mit Musikinstrumenten zur Verfügung gestellt. Eine ebenfalls in Bronze gearbeitete Flucht nach Ägypten aus seiner Hand konnte als Privatleihgabe erwirkt werden.

Auch von Hans Freilinger ist eine Bronzekrippe in der Ausstellung zu sehen.

Eine Innviertler Heimatkrippe von Karl M. Adlmannseder in den keramischen Werkstätten Angermayer zu Eberschwang geschaffen, stammt aus der Krippensammlung des Linzer Schloßmuseums.

Auf die bereits erwähnte „Oberndorfer Stille-Nacht-Krippe“ nimmt der Hohenzeller Herrgottschnitzer Karl Gruber mit einer seiner Krippendarstellungen Bezug. Bei einer weiteren sind die Figuren - wie früher oft gebräuchlich, zwischen die Flügel eines alten Kastenfensters gestellt. Eine andere wiederum verwendet ein altes „Brotsimperl“ als Krippenstall und läßt dieses Element sich mehrmals in der Komposition wiederholen.

Hans Mayerhofer-Irrsee ist mit einer eigenwilligen Version eines „Fatschenkindls“ und mit mehreren Reliefs, darunter die eindrucksvolle „Weihnacht der Tiere“ vertreten.

Wenn sich das Innviertel auch nicht als Krippenlandschaft im eigentlichen Sinn etablieren kann, so zeigt die Ausstellung deutlich, daß die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Krippenthema hier bedeutsame Ergebnisse aufzuweisen hat.