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28.09. - 31.10.1997 - Ried in alten Ansichten I.

Die Fertigstellung der Innenstadtgestaltung soll auch Anlaß sein, den Blick zurück in die Vergangenheit zu wagen und sich zu fragen - wie hat sich das Ortsbild von Ried im Wandel der Jahrhunderte verändert bzw. entwickelt?

            Die älteste bekannte Ried-Ansicht entstand, als Hans Thonauer d.Ä. (um 1521-1596) in den Jahren 1588 bis 1596 das Antiquarium der Münchner Residenz freskierte

und als Schmuck der Fensterleibungen und Stickkappen 102 Ansichten von Städten, Märkten und Burgen des damaligen Herzogtums Bayern gemalt hat. Darunter befindet sich neben den Darstellungen von Braunau und Schärding auch jene von Ried. Auf der von Westen gegebenen Ansicht erkennt man deutlich neben dem erhöht stehenden Schloß die Pfarrkirche sowie die Bürgerspitalskirche mit spitz zulaufendem Helm, das Zechhaus der Leinenweber und einen runden Befestigungsturm neben einigen kleineren Gebäuden. Diese Ansicht kann in der Ausstellung natürlich nur in Form einer Reproduktion gezeigt werden. Ebenso jene Ortsansicht, die Thomas Schwanthaler 1669 am Florianialtares in der Bräuerkapelle der Rieder Stadtpfarrkirche verewigt hat. Der Mittelteil zeigt den hl. Florian der sein Wasserschaff auf den brennenden, von einer Mauer umgebenen, Markt schüttet.

            Im Auftrag des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern bereiste Michael Wening (1645-1718) ab 1696 das ganze Land, um Ansichten von Städten, Märkten, Klöstern, Burgen und Schlössern zu zeichnen und in Kupfer zu stechen. Daraus entstand sein Hauptwerk, die bayrische Topographie „Historico-topographica descriptio - Beschreibung deß Churfürsten- und Herzogthumbs Ober- und Nieder Bayrn“, in vier Bänden, die von 1701-1726, also zum Teil erst nach Wenings Tod erschienen. Der zweite Band ist dem Rentamt Burghausen gewidmet und zeigt unter den 61 Ansichten aus dem oberösterreichischen Innviertel eine Darstellung des Schlosses Wegleiten und „Das Churfürstliche Schloß sambt dem Marckh Riedt“. Die Darstellung des Marktes Ried ist von einem Platz hinter dem im 19. Jahrhundert errichteten Kreisgerichts­gebäudes aus gesehen. Die Pfarrkirche, das Schloß, das Kapuziner-Kloster, die Spitalskirche, das Leinweberzechhaus in der Vorstadtgasse Nr. 11, die alte Apotheke mit den Türmchen (das spätere Kränzlhaus am Stelzhamerplatz Nr. 2) und St. Anna treten deutlich hervor.

Nach der Erwerbung des Innviertels im Frieden zu Teschen 1779 war es der österreichischen Regierung ein Bedürfnis, die Kenntnis dieses Landstriches den Bewohnern des übrigen Reiches zu vermitteln. Noch im selben Jahr erschien in Wien die Topographie des Innviertels, bei deren Bebilderung man allerdings auf die Kupferstiche Wenings als Vorlage zurückgriff und so nicht den Zustand 1779 sondern jenen um 1700 wiedergab. Bei der Ansicht Rieds ist daher der Kirchturm unverändert, obwohl er bereits 1733 eine völlig neue Form erhalten hatte.

            Ein unbekannter Maler hat um 1780 auf dem Altarblatt des Rieder Hochaltares die Fürbitte der heiligen Apostel Petrus und Paulus für das von Pest, Hunger und Krieg bedrohte Ried dargestellt. Diese Ansicht, die durch den von Johann Peter d.Ä. Schwanthaler geschaffenen Tabernakel nicht sichtbar ist, wurde von Fachlehrer Karl Falb in einer Bleistiftzeichnung festgehalten. Der Standpunkt des Beschauers liegt unmittelbar außerhalb des Braunauer Tores.

            Den präzisesten Eindruck vom Markt Ried, wie er am Ende des 18. Jahrhunderts ausgesehen hat, vermittelt jener Stich, den Franz Joseph Gleich um 1790 nach einer Zeichnung des in Ried als Spitalsmesner tätigen Franz Xaver Fux schuf. Besonders aufschlußreich ist die mitgestochene, 72 Nummern umfassende, Legende.

            Aus dem Oö. Landesmuseum stammt eine Sammeldarstellung mit Ansichten und Motiven aus dem Innviertel aus der Zeit um 1845 eines unbekannten Malers (vielleicht Johann Lamprecht). Diese zeigt in feiner Aquarell- und Federtechnik im Zentrum die Ansicht des Marktes, umgeben von kleineren Ortsansichten aus dem Innviertel und in den Ecken Szenen aus dem Volksleben („Pferderennen“, „Maerzenkeller“, „Raufer“ und „Schlittenrennen“).

            Das gotische Rathaus, auf dem man 1538 neben dem Marktwappen mit Erlaubnis von Herzog Wilhelm von Bayern auch das Wappen der Anhanger anbrachte, wurde vermutlich schon kurz nach der Mitte des 17. Jahrhunderts vollständig umgebaut. Das neue Rathaus des 17. Jahr­hunderts zierten auf den je drei übereinanderliegenden Feldern der vier Fensterachsen Bilder aus der Gründungssage, darüber Allegorien der vier Jahreszeiten und oben moraliserende Darstellungen. Über dem Eingangstor war die Gerechtigkeit mit verbundenen Augen, mit Schwert und Waage, den Fuß auf den Bösen gestellt, abgebildet - auf dem Schriftband die Umschrift „Sie läßt jedermann Gleiches Recht widerfahren“. Der Freskenschmuck ist allerdings 1893 dem romantisierenden Rathausumbau durch den Architekten Raimund Jeblinger (1853-1937) zum Opfer gefallen. Die Kenntnis der oben angeführten Details verdanken wir einem gewissen Anton Raab, der die Fresken des alten Rieder Rathauses in den Jahren 1819 und 1839 mit Aquarellfarben auf Papier festgehalten hat. Auch diese Blätter haben die Zeit in der umfangreichen Sammlung des Oö. Landesmuseums überdauert. Raab verdanken wir weiters eine Lithographie des Marktes, die 1840 bei Matthias Kränzl gedruckt worden war.

            Aus dieser Zeit stammt auch ein Ölgemälde, das Schloß und Markt Ried von Osten zeigt.

In der Mitte des vorigen Jahrhunderts entstand im Verlag Alois Leykum in Wien eine Farblithographie nach einer Zeichnung von Josef Fischbach, die den Ort gegen Norden von der Frankenburger Straße aus zeigt. Einen ähnlichen Standpunkt wählte Beda Weinmann, der ein Sohn des Pflegers von Reichersberg gewesen sein soll, für seine Ansicht, die er in Salzburg bei Oberer lithografieren ließ.

Ein Aquarell zeigt Ried vom Schloßberg aus etwa zur Zeit der Stadterhebung - als nach der Sturmkatastrophe des Jahres 1854 ein Notdach den Kirchturm zierte, ehe 1868 der Turm um ein Stockwerk erhöht und mit einer neuen Turmkuppel versehen wurde. Dieses Blatt stammt wie zwei Aquarellminiaturen, die die Rieder Schwimmschule und Bad Wiesbaden bei Ried darstellen, sowie vier lavierte Bleistiftzeichnungen (sie stellen die „Pfarrkirche in Ried“, „Die Linden bei den Kapuzinern“, das „Bezirksamtsgebäude in Ried“ - ehem. Schloß - und das „Gasthaus zur Schweitz“ dar) von Bezirkskommissär J. Gehmacher, der als Malerdilettant diese Motive festhielt.

            Anläßlich des Jubiläumsjahres 1879 hielt der aus Haag stammende Heinrich Claudi den Festzug am 14. Mai in einer Zeichnung fest, die von I. Katzler in Holz gestochen wurde. Ein koloriertes Exemplar aus Privatbesitz ist in der Ausstellung zu sehen. Ein Gedenkblatt dieser Jubelfeier hat der in Ried als Gymnasiallehrer tätige Ferdinand Weiß gezeichnet und bei Kränzl verlegt. Ebenfalls nach einer Zeichnung von Weiß aus dem Jahr 1879 entstand für die Zeitschrift „Die Heimat“ das von Emil J. Schindler „in Holz gezeichnete“ ganzseitige Blatt, das eine von einer Blattgirlande umgebene Gesamtansicht und in den Ecken vier einzelne Aufnahmen (Stammhaus der Schwanthaler, Hauptplatz, Gymnasium und Schloß) darstellt.

            Der Rieder Hauptschullehrer Alexander Hochwimmer und Heinrich Claudi begannen um 1888 Ortsansichten zu zeichnen. Josef Fridrich, der 1884 die Druckerei im Kränzelhaus übernommen hatte, aber kurze Zeit später in die Bahnhofstraße übersiedelt war, gab diese als Lithographien zunächst einzeln, später in Serien heraus. 1890 gab Heinrich Claudi 22 Ansichten von Ried im Verlag der von Josef Friedrich geleiteten Katholischen Pressvereinsdruckerei heraus. Es sind dies die letzten Darstellungen in den druckgrafischen Techniken ehe diese von der Fotografie verdrängt wurden.