Ehe sich der aus dem Norden kommende
Christbaum ab dem 2. Drittel des 19. Jhdts. allmählich verbreitete und erst
seit der Jahrhundertwende allgemein üblich wurde, bildeten die in den Stuben
der Bürger- und Bauernhäuser aufgestellten Kleinkrippen das alleinige Zentrum
der weihnachtlichen Familienandacht.
An dieser Stelle sei nun ein kurzer
historischer Überblick über die Entwicklung der Krippe gegeben.
Seit dem frühen Mittelalter bildete, unter
direkter Bezugnahme auf die Worte des Lukasevangeliums, die Futterkrippe mit
dem Kind in einem der Geburtsgrotte zu Bethlehem nachgebildeten Raum die
einfachste Form der Darstellung.
Die erste Weihnachtskrippe nach heutigem
Verständnis, versehen mit Krippenberg, Landschaft und Anbetungsfiguren, wurde
1562 von den Jesuiten in Prag aufgebaut.
Nach dem Ort der Aufstellung unterscheidet
man zwischen öffentlichen, oft vielszenigen Kirchenkrippen, die häufig Teile
von Seitenschiffen oder ganze Kapellen füllten und den privaten Hauskrippen.
Gegen die immer üppiger werdenden Kirchenkrippen
mit ihren profanen Darstellungen erließ Kaiser Josef II. 1782 ein Verbot, das
aber im Jahr 1804 wieder zurückgenommen werden musste. In dieser Zeitspanne war
allerdings viel vom alten Kirchenkrippenbestand vernichtet worden. Infolge
dieses Verbots der Kirchenkrippen setzte eine verstärkte Produktion von
kleinformatigen Hauskrippen ein, die vorerst das einfahe, den zeitgleichen
Wickelkindern nachgebildete Fatschenkindl in seinem Glaskästchen zum Inhalt
hatten. Hinzu gesellten sich alsbald die Halbfiguren von Maria und Josef. Neben
diesen einfachen „Bethlehem-Darstellungen“ mit stilisierter Geburtsgrotte, die
muschelbesetzt und mit Blumen ausgeschmückt war, entstanden die echten
Kastenkrippen, wobei sich zur zentralen Geburtsgruppe die Anbetung der Hirten
und jene der Könige gesellte.
Findet das Weihnachtsgeschehen in einer
Wüstenlandschaft mit Palmen vor dem auf dem Hintergrundprospekt dargestellten
Bethlehem statt, so spricht man von einer orientalischen Krippe. Weist jedoch
der Hintergrund die topographisch genaue Wiedergabe einer Landschaft oder die
Straßenzüge eines bestimmten Ortes auf, so handelt es sich um eine
Heimatkrippe. Durch Häuserzeilen und Trachten der Figürchen wird die
Heimatbezogenheit noch unterstrichen. Kaum ein Thema regte die Phantasie des
einfachen Volkes aber auch der Künstler so sehr an wie die Krippe. Hier konnte
die zentrale Wahrheit des Glaubens, die Menschwerdung Gottes mitten in die
eigene Zeit, die eigene Landschaft, das eigene Volk hineingestellt werden.