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26.11. - 15.01.1994 - Keramikkrippen

Ehe sich der aus dem Norden kommende Christbaum ab dem 2. Drittel des 19. Jhdts. allmählich verbreitete und erst seit der Jahrhundertwende allgemein üblich wurde, bildeten die in den Stuben der Bürger- und Bauernhäuser aufgestellten Kleinkrippen das alleinige Zentrum der weihnachtlichen Familienandacht.

An dieser Stelle sei nun ein kurzer historischer Überblick über die Entwicklung der Krippe gegeben.

Seit dem frühen Mittelalter bildete, unter direkter Bezugnahme auf die Worte des Lukasevangeliums, die Futterkrippe mit dem Kind in einem der Geburtsgrotte zu Bethlehem nachgebildeten Raum die einfachste Form der Darstellung.

Die erste Weihnachtskrippe nach heutigem Verständnis, versehen mit Krippenberg, Landschaft und Anbetungsfiguren, wurde 1562 von den Jesuiten in Prag aufgebaut.

Nach dem Ort der Aufstellung unterscheidet man zwischen öffentlichen, oft vielszenigen Kirchenkrippen, die häufig Teile von Seitenschiffen oder ganze Kapellen füllten und den privaten Hauskrippen.

Gegen die immer üppiger werdenden Kirchenkrippen mit ihren profanen Darstellungen erließ Kaiser Josef II. 1782 ein Verbot, das aber im Jahr 1804 wieder zurückgenommen werden musste. In dieser Zeitspanne war allerdings viel vom alten Kirchenkrippenbestand vernichtet worden. Infolge dieses Verbots der Kirchenkrippen setzte eine verstärkte Produktion von kleinformatigen Hauskrippen ein, die vorerst das einfahe, den zeitgleichen Wickelkindern nachgebildete Fatschenkindl in seinem Glaskästchen zum Inhalt hatten. Hinzu gesellten sich alsbald die Halbfiguren von Maria und Josef. Neben diesen einfachen „Bethlehem-Darstellungen“ mit stilisierter Geburtsgrotte, die muschelbesetzt und mit Blumen ausgeschmückt war, entstanden die echten Kastenkrippen, wobei sich zur zentralen Geburtsgruppe die Anbetung der Hirten und jene der Könige gesellte.

Findet das Weihnachtsgeschehen in einer Wüstenlandschaft mit Palmen vor dem auf dem Hintergrundprospekt dargestellten Bethlehem statt, so spricht man von einer orientalischen Krippe. Weist jedoch der Hintergrund die topographisch genaue Wiedergabe einer Landschaft oder die Straßenzüge eines bestimmten Ortes auf, so handelt es sich um eine Heimatkrippe. Durch Häuserzeilen und Trachten der Figürchen wird die Heimatbezogenheit noch unterstrichen. Kaum ein Thema regte die Phantasie des einfachen Volkes aber auch der Künstler so sehr an wie die Krippe. Hier konnte die zentrale Wahrheit des Glaubens, die Menschwerdung Gottes mitten in die eigene Zeit, die eigene Landschaft, das eigene Volk hineingestellt werden.