Hubert Fischlhammer und Hans Freilinger sind nicht nur auf den ersten Blick zwei sehr konträre Künstlerpersönlichkeiten, die aber auch viele Gemeinsamkeiten haben. Beide wurden im Jahr 1925 im Innviertel geboren und von hier aus begannen sie ihren Weg ostwärts, wo sich der eine als Bildhauer in Krems und der andere, als Maler in Wien niederließ. Beide gehören sie der Innviertler Künstlergilde an und gemeinsam präsentieren sie anlässlich ihres 85. Geburtstags ihre Werke im Museum Innviertler Volkskundehaus.
Hans Freilinger, geboren in St. Martin, hat seinen 85er bereits am Neujahrstag 2010 gefeiert und auf seine 70jährige Tätigkeit als Bildhauer mit einer Dokumentationsausstellung in seiner Kremser Galerie hingewiesen. Freilinger bekam im Alter von neun Jahren das erste Schnitzmesser in die Hand und fertigte alsbald einen Christuskopf, mit dem er erste Anerkennung fand. Dem Wunsch Bildhauer zu werden, stellte sich sein Vormund in den Weg und schickte ihn zu einem Tischler nach Ried in die Lehre. Ein väterlicher Freund ermöglichte ihm anschließend den Besuch der Holzfachschule in Hallstatt, der jedoch aufgrund der Kriegsereignisse nur ein Jahr dauern sollte. 1943 zum Kriegsdienst eingezogen, versuchte er nach schwerer Verwundung und russischer Kriegsgefangenschaft seine Ausbildung fortzusetzen und fand bei Bildhauer Josef Furthner in Zell an der Pram einen großartigen Lehrmeister. Erste Aufträge folgten. Die wirtschaftliche Not blieb aber drückend. Um seine beiden Kinder versorgen zu können, ging Freilinger 1950/1951 nach England und fertigte dort Theaterrequisiten. Nach seiner Rückkehr arbeitete er bei der Wiederherstellung der Stuckarbeiten des Salzburger Domes mit. In Salzburg bot sich ihm die Gelegenheit, die „Schule des Sehens“ an der Sommerakademie zu besuchen, die damals von Oskar Kokoschka und Giacomo Manzù geleitet wurde. Manzù war es auch, der Freilinger zu einer akademischen Ausbildung ermutigte, die er unter größten Entbehrungen an der Wiener Akademie bei Prof. André absolvierte. Freilinger erhielt 1959 den Meisterschulpreis und schloss ein Jahr später das Studium als graduierter akademischer Bildhauer ab. Als die erhoffte Anerkennung ausblieb, kehrte er seiner Innviertler Heimat den Rücken und ließ sich im niederösterreichischen Krems nieder, wo er ein mittelalterliches Haus erwarb, das er sorgsam renovierte und in dem er auch eine kleine Galerie nebst Gaststätte einrichtete. In seiner Wahlheimat erhielt er eine Reihe von guten Aufträgen.
1973 bis 1979 unterhielt Freilinger ein Atelier in Bologna, wo er wiederum mit seinem künstlerischen Mentor Giacomo Manzù und weiteren namhaften Künstlern in Kontakt kam. In Italien lernte er auch die neuesten Gusstechniken kennen.
Gediegenes handwerkliches Können war Freilinger stets ebenso ein Anliegen wie sein Anspruch auf Ästhetik und sein Bekenntnis zum Realismus.
Hubert Fischlhammer, am 11. Dezember 1925 in Ried geboren, lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Wien. Der Sohn eines Schlossers kam schon früh mit Wilhelm Dachauer und so mit der Kunst in Berührung. Dachauer war es auch, der ihn in seiner Zeichen- und Malbegeisterung von Beginn an bestärkte. Nach einem dreimonatigen Freistudium ermöglichte ein Onkel den Besuch der Münchner Akademie. Leider endete diese so wichtige Zeit der Ausbildung durch den plötzlichen Tod des Sponsors schon nach acht Monaten. 1943 erfolgte die Einberufung zur 9. Panzerdivision, und genau einen Tag vor Fischlhammers 18. Geburtstag, kam es zu jener folgenschweren Verletzung, bei der die Glaskörper seiner Augen zerstört wurden. Dies führte zur rapiden Verschlechterung der Sehkraft. Nach amerikanischer Kriegsgefangenschaft arbeitete er zunächst als Illustrator und Pressezeichner. Fischlhammer betrieb Studien bei dem aus Wien zugewanderten Wilhelm Traeger, später bei Werner Gisevius in Paris und zuletzt in Salzburg bei Slavi Soucek. 1974 wurde er als technischer Zeichner der Post nach Wien versetzt. Immer weiter verschlechterte sich seine Sehfähigkeit und mit 43 Dioptrien grenzte es fast an ein Wunder, dass Fischlhammer überhaupt noch in der Lage war, künstlerisch tätig zu sein. Bei seinem verzweifelten Ankämpfen gegen den Verlust der Sehkraft wurden seine Formate immer kleiner. 1991 rettete ihm eine Operation das Augenlicht – neben kleinen entstanden nun auch wieder große Bilder und auch die farbliche Wahrnehmung war eine ganz andere.
Eine neue Perspektive erhielt das Werk Hubert Fischlhammers durch die Beschäftigung mit dem afrikanischen Kontinent. Diese Auseinandersetzung hat ganz persönliche Gründe: Sein Vater hatte in den 1920er Jahren beim Eisenbahnbau in Kamerun gearbeitet – und nun war er selber dem Zauber des „Schwarzen Kontinents“ erlegen. In seine Bilder fügt er afrikanische Fundstücke und Folklore ein, die so zu einem sinnlichen Ganzen werden. Fischlhammer nähert sich Afrika, seiner Kunst und seinen Symbolen in sensiblen Nuancen, wohlgesetzten Akzenten und gegenständlichen Assoziationen.
Hubert Fischlhammers Werke zeichnen technisch handwerkliches Können, subtiles Farbgefühl, Formen- und Ideenreichtum sowie akribisch exakte Perfektioniertheit aus. Bezeichnend ist seine Fähigkeit aus der Realität entlehnte Bruchstücke anekdotisch zu kombinieren und mit irrationalen Komponenten zu einem geschlossenen Ambiente, zu vereinen.