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13.05. bis 26.06.2004 - Ilona Chválová und Horst Bernhard - "in einem tibetischen Kloster – Reflexionen in Malerei & Grafik"

Ilona Chválová und Horst Bernhard - "in einem tibetischen Kloster – Reflexionen in Malerei & Grafik"

Im vergangenen Jahr absolvierten Ilona Chválová und Horst Bernhard einen Studienaufenthalt in einem tibetischen Kloster. Die Faszination des geheimnisvollen Ostens, die Erlebnisse und Reflexionen zum Bön-Buddhismus haben beide in Malereien und Grafiken umgesetzt, die bei der Ausstellung im MUSEUM Innviertler Volkskundehaus erstmals gezeigt werden.

Horst Bernhard

1939 in Amstetten in N.Ö. geboren.

Chemiestudium an der Universität mit Promotion am Atominstitut der Österreichischen Hochschulen in Wien.

Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der T.H. Darmstadt.

Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Industrie, Forschung und Entwicklung.

Studium von Kunsterziehung, Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Passau

Freischaffender Künstler, Druckgrafik und Malerei.

Ausstellungen im In- und Ausland, Leitung von Workshops und Kursen,

Studien-und Arbeitsaufenthalte in Indonesien, Neuguinea, Nepal u.a.

 

Kontakt:

Horst Bernhard, Maly Cip 62, CZ-46015 Liberec 16, Tel/ Fax: 00420 48 2750107,

und A-4164 Schwarzenberg 52 , Oberösterreich

E-mail: horstbernhard@quick.cz

 

Horst Bernhard erinnert sich:

Als ich 1995 im Männerhaus eines Dschungeldorfes in Neuguinea sass und ein wildes Gewitter über unsere Köpfe hinwegzog, hatte ich das Gefühl, die neu geschnitzten Ahnenpfähle im Nebenraum würden zum Leben erwachen. Ich denke, das war für mich die Geburt eines neuen Lebens. Der Scheinwerfer meines Bewusstseins beleuchtete nun neue Bereiche. Heute scheint es mir nur konsequent, dass mir schliesslich Jahre später ein Freund einen Zettel in die Hand drückte, auf dem eine Addresse in Nepal stand. Es war die Adresse eines Klosters. Ziemlich unsicher schrieb ich also meinen ersten Brief — und bekam keine Antwort. Monate vergingen. Ich versuchte über eine Adresse in Wien, die mir der Zufall in die Hand gespielt hatte, ans Ziel zu kommen. Ohne Erfolg. Fast hatte ich meine Hoffnung begraben, als ich auf meiner Wiese in Schwarzenberg eines Nachmittags plötzlich ein seltsames Gefühl hatte. Ich hatte die Vision eines Tigers, der mich umkreiste. Ein seltsames Brüllen kam aus meiner eigenen Kehle, das im Lärm meines Rasenmähers unterging. Ein paar Tage später kam der Brief. Ich hatte die Zusage aus Kathmandu in der Hand. Es war eine abenteuerliche Geschichte, getragen von einer Reihe von Zufälligkeiten, bis ich endlich auf den Stufen des tibetischen Bön-Klosters am Stadtrand von Kathmandu stand, geführt von einem kleinen Jungen, dessen Augen stolz aufleuchteten, weil er unser Ziel gefunden hatte.

 

Vielleicht habe ich jetzt auch das Gefühl, überhaupt am Ziel meiner Reisen zu sein. So wohl fühlte ich mich in der atemberaubenden Landschaft und bei den warmherzigen Menschen Nepals, bei den Mönchen und ihrem Abt, dem letzten Lopon, der seine Ausbildung noch direkt in Tibet abgeschlossen hat, bevor er auf der Flucht vor den chinesischen Eindringlingen nach Indien floh und letztendlich das bezaubernde Kloster am Rand von Kathmandu gründete. Ihnen allen bin ich dankbar für meine Erfahrungen an diesem Ort, für die Begegnung mit der Lehre und der Praxis des Dzogchen (in Buddhismus und Bön der höchste weg zur Erlangung innerer Harmonie mit sich und der Welt), für die glücklichen Stunden mit Meditation und wilder Tempelmusik.

Ilona Chválová

1953 in Liberec in Tschechien geboren.

Studium an der Philosophischen Fakultät der Palacký Universität in Olomouc (Mähren).

Langjährige pädagogische Tätigkeit (Kunsterziehung) am Liberecer Gymnasium, seit 1994 Fachassistentin am Lehrstuhl der Pädagogischen Fakultät in Liberec.

Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, Teilnahmen an Symposien, Leitung von Workshops. Studienaufenthalte ( z.B.1997 in Neu Guinea, 2001 in USA, 1999 und 2003 in Nepal im Bön–Kloster Triten-Norbutse)

Sie wohnt und arbeitet in Liberec in der tschechischen Republick. Überwiegende Technik ist die Arbeit auf handgeschöpftem Papier mit Pulverpigmenten in Kombination mit Zeichnung und Kollage. Von Zeit zu Zeit auch grafische Arbeiten (Tiefdruck, Holzschnitt, Lithographie).

Kontakt :

Ilona Chválová, Malý cíp 62, CZ – 46015 Liberec 16,  Tel./ Fax : 00420 48 2750107

E-mail: Ilona.Chvalova@vslib.cz

Von ihrem Malaufenthalt im Bön-Kloster berichtet Ilona Chválová:

Triten – Norbutse, Nepal 2003

Auf der höchsten Terrasse des Klosters habe ich mir ein Atelier unter dem offenen Himmel eingerichtet. Auf der Nordseite lebt hinter dem Tempel-Gelände der Dschungel des königlichen Jagdgebietes, auf der Südseite wimmelt in der Tiefe das Kathmandutal. Deutlich kann man den Hügel mit der Svayambunath-Stupa in der weiten Ebene erkennen. In vielen Dhalbat-Schälchen habe ich meine Farben verteilt. Die in Kathmandu gekauften Farbpulver habe ich selbst mit Leim gemischt. Das handgeschöpfte Papier stammt aus einer Manufaktur in der Nachbarschaft des Klosters.

So habe ich meine Arbeit angefangen, nichts erwartend, nichts planend, ausser das Malen selbst. Wie zu Hause in meinem Atelier habe ich auch hier lange Stunden dem „Nichtstun“ gewidmet, was mir beim Malen immer schon sehr wichtig gewesen ist. Es ist das Energiespeichern, das dann endlich zu einer fieberhaften Maltätigkeit führt. Von der Weite dringen die Geräusche des Klosterlebens scheu bis herauf zu meinen Ohren. Die häufigsten Besucher sind die Tauben. Aufgeregte Gespräche habe ich mit dem Wind geführt. Immer wieder hat er mir die nass bedeckten Malflächen weggerissen, unerwartet, ohne Warnung. Und einmal in der Früh war meine Terrasse nach dem Regen voll Wasser, wie ein Waschbecken. Die unter einer Strohmatratze gepressten Bilder, alle, die ich bis dahin gemacht hatte, waren unter Wasser. Es ist unglaublich, aber weder das Papier noch die Malerei ist vernichtet worden, und die Sonne hat alles rasch getrocknet.

So arbeite ich wie immer: teilweise integriert als Mitglied der Kommunität, teilweise allein in der Einsamkeit, nur mit den Elementen verbunden, ameisenklein unter Himalayahängen, den Tee und die Schälchen Dhalbat mit tibetischen Mönchen teilend, am Rand des Kathmandutals.