©Museum Innviertler Volkskundehaus
Frauen wurden während der Epoche des Mittelalters als Menschen minderer
Art angesehen und waren rechtlich dem Mann untergeordnet. Die Kirche prägte das
negative Bild der Frau. Obwohl einerseits das Ansehen der Jungfrau Maria
idealisiert wurde, galt das weibliche Geschlecht als lasterhaft und schwach,
geschwätzig, eitel und verlogen. Die Konsequenzen aus dieser Haltung führten
Frauen in vielfältiger Weise in nachteilige Lebenslagen.
Bis ins späte Mittelalter lebte der Großteil der
Bevölkerung auf dem Land. Die Lebensbedingungen der Bäuerinnen waren besonders
schwer. Sie mussten neben der Feldarbeit, das Vieh versorgen, die Kleidung für
die Familie anfertigen – vom Flachs bis zum fertigen Produkt, Wasser holen, das
Holz für das Feuer besorgen, Wäsche waschen, Mahlzeiten zubereiten, Bier brauen
und die meist vielen Kinder versorgen. Die Lebenserwartung der Frauen am Land
war besonders niedrig, viele starben im Kindbett oder an Auszehrung.
Die einzige Möglichkeit, dem zermürbenden Kreislauf
der Geburten und der schweren Arbeit zu entgehen, war der Gang ins Kloster.
Doch dieser stand nur den Frauen der oberen Schichten offen. Mädchen aus armen
Familien konnten nur als Laienschwestern eintreten, um die anstrengenden
Arbeiten im Kloster zu übernehmen. Nonnen waren im Mittelalter meist die
einzigen Frauen, die eine Ausbildung erhielten. Einige Äbtissinnen erlangten
hohes Ansehen und nahmen Einfluss auf Politik und Kirche. Mystikerinnen wie
Hildegard von Bingen, Brigitta von Schweden oder Katharina von Siena genossen
höchste Verehrung und avancierten zu Beraterinnen von Regenten, Fürsten und
Päpsten.
Patrizierfrauen gelang es im Spätmittelalter
ebenfalls, zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht, eine höhere Stellung in der
Gesellschaft zu erreichen, sie konnten lesen und schreiben und waren manchmal
gebildeter als ihre Männer. Die oft vermögenden Kauffrauen führten die
Geschäfte während der Abwesenheit ihrer Ehemänner, konnten aber auch eigene
Handelsgesellschaften gründen. Im Kaufmannswesen setzten sich erstmals Normen
durch, die die Stellung der Frau deutlich verbesserten. In den aufblühenden
Städten betrieben sie Krämerläden, arbeiteten im Handwerk oder verkauften als
Hökerinnen ihre Produkte.
Die Sonderausstellung „Frauenleben im Mittelalter“ beleuchtet das
mittelalterliche Frauenbild, die zahlreichen Aufgaben der Frauen und ihre
untergeordnete gesellschaftliche Stellung. Es werden die unterschiedlichsten Rollen
von Frauen dieser Epoche betrachtet: als Nonnen oder Mystikerinnen, als
Prostituierte, Hebammen oder Heilerinnen, als Bäuerinnen, Handwerkerinnen und
Händlerinnen. Die Ausstellung setzt sich mit der rechtlichen Stellung der Frau
in Zusammenhang mit Eheschließung, Scheidung und Ehebruch auseinander.
Eröffnung am 7. Februar um 19 Uhr
Öffnungszeiten: Di-Fr 9-12 u. 14-17 Uhr, Sa 14-17
Uhr, Sonn- und Feiertage geschlossen