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06.06. - 20.09.1997 - Versteinertes Leben - vollendete Formen

Distichites Megacanthi = ein versteinerter Ammonit - eine große Rarität, die kaum in einer Sammlung vorkommt.

Es handelt sich nicht um eine Schnecke sondern um einen Kopffüßler.

 

Beschreibung:

Durchmesser 11 cm, Dicke 4 cm

Steht auf einem Sockel aus rotbraunem Muttergestein (=Hallstätter Kalk).

Das Gehäuse ist stark gewunden (5 Windungen); in der Mitte der Windungen verläuft eine Reihe konisch abgestumpfter Stacheln, die bei den überschneidenden Windungen speichenartig verlängert sind. Die übrige Wand ist geschwungen quergestreift; der Kiel ist zweiwulstig.

 

Fundort:

Aus dem Gebiet des Schneckenkogels (wird von den Einheimischen so bezeichnet, die die Ammoniten als Schnecken bezeichnen) in der Nähe von St. Agatha vor dem Pötschenpaß im Salzkammergut.

Vermutlich stammen die Felsen aus der Leisingwand, die vor vielen tausend Jahren - vielleicht durch einen Bergsturz - an die heutige Stelle befördert wurden.

 

Gefunden im November 1996.

 

Alter:

200 Millionen Jahre

In der Trias gab es 300-400 Arten

 

Bearbeitung:

Durch die Verbindung mit dem Muttergestein erfordert das Präparieren viel Fingerspitzengefühl und ist sehr zeitaufwendig. s.u.

 

Vor mehr als 200 Millionen Jahren war die Verteilung der Kontinente auf unserer Erde ganz anders und hätte es damals schon einen Globus gegeben, hätte er nicht das gewohnte Bild gezeigt. Europa, Asien, Afrika und Nordamerika bildeten eine einzige riesige Landmasse (Pangäa), in die von Osten her in einem tiefen Einschnitt das Tethys-Meer eindrang, ein kleiner Rest davon ist das heutige Mittelmeer. Die vielen Kilometer dicken Ablagerungen dieses Urmeeres bilden durch Auffaltung den Baustoff der heutigen Ostalpen. Dieses Meer war warm und mit den heutigen tropischen Gewässern vergleichbar. Es war von einer reichhaltigen Tier- und Pflanzenwelt bevölkert, deren Überreste wir heute als Versteinerungen (Fossilien) an manchen Stellen der Alpen finden können und die uns damit Hinweise auf dieses dereinst reichhaltige Leben geben. Von diesen Meeresbewohnern sind aber nur die Schalen (von Muscheln, Schnecken, Ammoniten) erhalten geblieben. Die Gehäuse der abgestorbenen Tiere sanken auf den Meeresgrund, wurden von weiteren Sedementen bedeckt und blieben uns so bis heute erhalten. Sie wurden aber nicht an der Stelle abgelagert, an der wir sie heute finden, sondern vielmehr einige hundert Kilometer weiter südlich, erst im Verlaufe der Alpenauffaltung wurden diese Lagerstätten so weit nach Norden zu uns verfrachtet. Diese Verfrachtung erfolgte unter gewaltigen Drucken und es kam dabei zu Verformungen der ursprünglich waagrechten Deckenstapel, an vielen Stellen unserer Kalkalpen im Salzkammergut sind diese sehr schön in Form geschwungener Schichten erkennbar. Die gelegentlichen Erdbeben bei unserem südlichen Nachbarn Italien sind ein spürbarer Hinweis dafür, daß diese Gebirgsauffaltung auch bis heute noch wirksam ist, weil die afrikanische Platte beständig gegen die eurasische Platte triftet

(1 - 4 cm pro Jahr).

Die Exponate dieser Ausstellung zeigen uns also die Schalenreste dieser einstigen Meeresbewohner, hauptsächlich von Ammoniten. Ammoniten sind eine längst ausgestorbene Tiergruppe. Sie gehörten, wie der heute noch lebende Nautilus (Perlboot), zu den Kopffüßlern. Ihre Gehäuse sind spiralig gewunden, der Vorderteil bildete die Wohnkammer (mit Eingeweidesack, Kopf und Fangarmen), der daran anschließende Teil ist gekammert. Diese mit Gas gefüllten Kammern (diese waren durch ein strangförmiges Organ (=Sipho) verbunden, mit dessen Hilfe der -Ammonit Gas hineingepumpt oder abgelassen hat) ermöglichten dem Tier das Schweben in der gewünschten Meerestiefe und sorgten für den entsprechenden Druckausgleich.

An den Stellen, an denen die Wände dieser Kammern an die Außenwand stoßen sind diese vielfach und kompliziert gefaltet. Man kann diese „Verbundstellen“ sichtbar machen, indem man meist die dünne Außenschale wegschleift und damit die sog. Lobenlinien freilegt, die nicht nur sehr ästhetisch und schön anzusehen sind, sondern in der Taxonomie der Ammoniten (Einteilung in Gattungen und Arten) ein wesentliches Merkmal darstellen.

Es ist natürlich nicht so einfach, solche Ammoniten zu finden und sie zu bergen. Da sie ja im Kalkfels eingebettet und mit diesem meist fest verbunden sind, müssen diese freigelegt und fein säuberlich präpariert werden. Dies geschieht mit kleinen Meißeln, Zahnarztbohrern und ähnlich feinem Werkzeug und erfordert natürlich viel Geschick und auch entsprechenden Zeitaufwand.