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„nulla dies sine linea“ - Sonderausstellung Roman Erich Petsche

Roman Erich Petsche wurde am 3. Februar 1907 als ältestes von 7 Kindern des Pädagogen Alois Petsche in Gotschee, Slowenien, geboren. Im November 1918 wurde der Vater als Volksdeutscher in Laibach von den Serben des Dienstes enthoben. Anfang 1919 erhielt der Vater dann als Flüchtling an der Salzburger Lehrerbildungsanstalt eine Anstellung. Die Familie konnte unter sehr schwierigen Umständen nach Salzburg nachkommen. Roman Erich Petsche maturierte 1925 in Salzburg und absolvierte sein Hochschulstudium in Wien. Die Großeltern mütterlicherseits stammten aus Galizischem Adel. Dies ist deswegen erwähnenswert, weil aus dieser Wurzel der schwermütiger Charakter der Werke Petsches erklärt werden kann.

Als Volksdeutscher mit viel Vitalität, mütterlicherseits mit alter Tradition behaftet, wuchs in ihm eine Verbindung von Härte und ausgewogener Innenkultur. Die bevorzugten Farben Blau, Rot und Gelb, vielfach von Weiß oder Schwarz unterbrochen, ergeben eine wesensgemäße Formensprache. Mit Hilfe der Collage und Lumigraphie als Mittel der Zeichnung schafft der Künstler Überlagerungen von faszinierender Wirkung, die in ihrer Art antiquierend seiner slawischen Gemütsart entgegen kommt. Ab 1929 war Roman Erich Petsche als Kunsterzieher in Salzburg und von 1931 – 1933 am Rieder Gymnasium hauptsächlich als Mathematiklehrer angestellt. Ab 1933 war er in St. Pölten tätig und dann nach Kriegsende 1945 – 1950 in Linz als Lehrerbildner tätig. Im Alter von 43 Jahren wurde er in die leitende Position in die Schulaufsicht berufen und war in der Folge über 20 Jahre mit der Fachinspektion für Kunsterziehung betraut. Nach seiner Pensionierung im Dezember 1972 hat er sich ganz nach Ried zurückgezogen um unbeeinflusst und in Ruhe arbeiten zu können.

Im Jahr 1983 wurde ihm von der Menschenrechtskommission für die Rettung zweier verfolgter jüdischer Mädchen unter Gefährdung seines Lebens während der Holocaust-Periode die „Medaille der Gerechten unter den Nationen“ zuerkannt. Da Petsche seine Werke nicht verkaufte, also ohne kommerziellen Zwang arbeiten konnte, war es ihm möglich künstlerisch frei zu schaffen. Seiner Ansicht nach verlangt die Bindung jeder Arbeit bzw. jedes Themas an eine Gemeinschaft oder eine Person also an einen Zweck vom Künstler eine Unterordnung unter die Aussage. In seinen wie er sie nannte „dokumentarischen Bestandsaufnahmen“ werden manchmal Details mit Worten in die Arbeit eingefügt. Diese verbalen Einfügungen sind für ihn wesentlicher Bestandteil eines Werkes. Die Wirkung eines Bildes durfte für Petsche nicht allein auf der mehr oder weniger illusionsreichen Abbildung der Natur beruhen, ihm war viel mehr die innere Wesenhaftigkeit wichtig. Dieses grüblerische Suchen- und Findenwollen war Petsche angeboren und lässt sich aus seiner Herkunft bzw. Abstammung erklären. Petsche malte und zeichnete nur sehr selten Landschaften oder Stillleben sondern widmete sich ganz der figuralen Komposition. Da Petsche Zeit seines Lebens seine Werke nie verkaufen wollte, kamen für ihn Ausstellungen in Galerien nie in Frage. Seine Arbeiten zeigte er viel mehr in Atelierausstellungen in der eigenen Wohnung, die er stets unter ein bestimmtes Motto bzw. Thema stellte. An mehreren aufeinanderfolgenden Abenden lud Petsche Freunde seiner Kunst zu seinen Vernissagen ein. Bemerkenswert ist, dass Petsche sich konsequent seine eigene Ausdrucksweise erarbeitet hat. Er malte und zeichnete aus Liebe zur Kunst und ohne Rücksicht auf Modetrends. In seinen letzten Lebensjahren arbeitete Petsche fast nur noch in der von ihm entwickelten Technik der Lumigraphie. Es ist dies eine Zeichentechnik mit Farbkreiden in Verbindung mit collagierten Lichtdrucken. Durch ebenfalls collagierte Zeitungsteile und weiße Papierstückchen wurden die Farbakzente zusätzlich noch gesteigert. Diese Arbeitstechnik ermöglichte es Petsche von einem Thema mehrere Variationen anzufertigen.