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Kasimir & Co. - Bilderbücher Kinderbuchillustratorin Marlene Reidel

Marlene Reidel wurde 1923 in Landshut geboren. Sie ist verheiratet mit dem Bildhauer Karl Reidel und Mutter von sechs Kindern. Die ersten Bilderbücher schuf Marlene Reidel für ihre eigenen Kinder – sie illustrieren familiäres Erzählgut, Kindheitserlebnisse und eigene Erzählungen als Unikate im Kartoffeldruck. Angeregt durch einen Verleger erfolgt Mitte der Fünfziger Jahre die Umsetzung im Linoldruckverfahren – Auflagen von ca. 750 Stück waren nun möglich. Mit dem Offsetdruck setzt dann die weite Verbreitung der ersten Buchfolge ein. Damit einhergehend änderte sich der Illustrationsstil: Collagen, Abklatschdrucke und Abriebbilder finden in das Werk Eingang. 1958 gelang ihr mit „Kasimirs Weltreise“ der erste ganz große Erfolg – sie wurde mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Illustrationsaufträge für Fernsehfilme von BR, ARD und ZDF folgten. Weit über 100 Kinderbücher (z.B. „Der Erich war ein schönes Kind“, „Der Franz, der hatte Mäuse“, „Antonia“, „Anna und die Weiherhexe“) erschienen in renommierten Verlagen. Anlässlich des achtzigsten Geburtstages von Marlene Reidel gestalteten die Museen der Stadt Landshut eine Ausstellung, die zum 30jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft mit Landshut am 9. Oktober 2004 im Rieder Museum Volkskundehaus eröffnet wird.

Kasimir & Co: Fernweh, neue Länder, Abenteuer – magisch zieht es den kleinen Kasimir hinaus in die Welt. Nachts steigt er auf den Mond und schon gehts los: Nach New York und in die entlegensten Erdteile, bis ihm schließlich ein Minarett den glücklichen Abstieg von der schmaler werdenden Mondsichel gewährt. Zu Fuß geht es weiter zu den Pyramiden und in den Urwald, nach China und Mexiko. Heim kommt Kasimir zur Mittagszeit. „Kasimirs Weltreise“ wird während des Wettlaufs zum Mond weltbekannt. Der Bilderbuch-Klassiker erscheint unter anderem in Amerika, England, Spanien und Korea. Auf Kasimir folgen viele Kompagnons. Mädchen und Buben wie Antonia und Erich, Anna und Lorenz, Lina und Franz entführen ungezählte Betrachter und Leser in das Land der Phantasie: Eine Welt des Staunens, Wunderns, Gruselns und Lachens.

Vom Kartoffeldruck zum Kinderfilm: Marlene Reidels früheste Bilderbücher entstanden für die eigenen Kinder. Sie illustrieren familiäres Erzählgut, Kindheitserlebnisse und eigene Erzählungen als Unikate im Kartoffeldruck: Eine Technik, die sich durch klare Formen und kräftige Farben auszeichnet. Der Verleger Georg Lentz – begeistert von Marlene Reidels Formensprache – regt Mitte der Fünfziger Jahre die Umsetzung im Linoldruckverfahren an: Der entscheidende Schritt auf den Buchmarkt, Auflagen von zirka 750 Exemplaren sind nun möglich. Mit dem Offsetdruck setzt dann die weitere Verbreitung der ersten Bucherfolge ein. Damit einhergehend wandelt sich der Illustrationsstil: Collagen, Abklatschdrucke und Abriebbilder finden zunehmend in das Werk Eingang. Seit den achtziger Jahren entstehen Vorlagen für die Verfilmungen ihrer bekanntesten Bildgeschichten. Sie veranlassen eine detaillierte Ausarbeitung früherer, zum Teil bis in die Fünfziger Jahre zurückreichender Bildgedanken.

Reisen, Räuber, Abenteuer: Die Ausstellung ordnet die Werke unter übergreifenden Themen: Kleine und große Besucher begleiten Kasimir & Co. bei ihren Reisen um die Welt und nehmen betroffen Anteil am Missgeschick des „schönen Erich“, der im Schwarzen Meer die Farbe wechselt. Hätte er nur Zauberkräfte. Gabriel mit dem Zauberstab und Laura mit dem Zauberhut sind zwei Bewohner im Land der Verwandlungen, wo nichts unmöglich erscheint. Nichts unmöglich erscheint auch den Räubern, die bei Nacht ihrem Geschäft nachgehen. Jedoch Jakob der Mondwandler und der „Mäusefranz“ setzen die finsteren Gesellen mit Witz und Geschick außer Gefecht.

Farbe, Glas und Licht: Über ein Halbjahrhundert malt Marlene Reidel Stillleben. Seit 1951 treten vornehmlich Gläser der stetig wachsenden Reidelschen Glassammlung als Modelle auf. Ihre Antwort auf die Frage Warum Stillleben? lautet: Nach abgeschlossenen Illustrationsaufträgen galt meine Liebe immer wieder der Malerei. Meine Modelle waren oft Gläser, deren Durchsichtigkeit und Lichtbrechungen mich faszinierten und meine Art zu malen nachhaltig beeinflussten. Die Gläserstillleben laden ein zum verweilenden Betrachten, leiten vom Kleinen ins Große und fangen im Mikrokosmos vor dem Fenster des Ateliers das Licht fernster Herkunft ein. Zu ihrer Stille tritt das Kontemplative; darin übernehmen Farbe, Glas und Licht die Regie.