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Georg Neulentner

* Waldzell | 12. April 1893

† KZ Buchenwald | 22. Juli 1941

Der Kriegsinvalide war Vater von sechs Kindern und mittelloser Hausierer. Eingestuft als Asozialer kam er im KZ Buchenwald ums Leben.

Georg Neulentner war gelernter Bäcker. Als Infanterist musste der junge Mann in den Ersten Weltkrieg ziehen. Im Februar 1917 ist er für längere Zeit in einem Bunker verschüttet worden. Außerdem musste seine Schädeldecke nach einem Kopfschuss mit einer Silberplatte abgedeckt werden. Als Invalide und schwer traumatisiert kehrte er nach Hause zurück.

Es gab also Ursachen für Georg Neulentners eingeschränkte Erwerbsfähigkeit und seine leichte Erregbarkeit. Vom Gericht wurde er teilweise entmündigt. Sein Geld verdiente er als Hausierer; oftmals war es aber mehr ein Betteln. Dennoch hat er eine Braut gefunden: Maria Blötzeneder aus Pattigham. Sie war Näherin und mit einem Holzbein ebenfalls Invalidin.

Nach ihrer Hochzeit 1930 zogen sie nach Ried. Die Gemeinde sorgte für eine einfache Unterkunft in der Lubergasse Nr. 6 und betreute die Familie als Fürsorgefall. Georg und Maria hatten sechs Kinder. Das Jüngste sah der Vater nur mehr zwei Monate. Im Dezember 1940 kam er in Schutzhaft. Die Internierung war ihm vom Amtsarzt angekündigt worden. 

Als Asozialer wurde er ins KZ Sachsenhausen gebracht. Diese Häftlingsgruppe trug als Erkennungszeichen einen schwarzen Winkel auf ihrer Kleidung. Bis zu seinem Tod wurde Georg Neulentner auch noch in die Konzentrationslager Neuengamme, Dachau und Buchenwald verlegt. Dort endete nach zehn Tagen seine Arbeitsfähigkeit. Er starb am 22. Juli 1941, völlig geschwächt von der unmenschlichen Lagerarbeit, an fieberhaftem „Magen- und Darmkatarrh“.

Georg Neulentner und 195 weiteren Todesopfern von Nationalsozialismus und Faschismus im Bezirk Ried im Innkreis ist der Lern- und Gedenkort Charlotte-Taitl-Haus gewidmet.

Quelle: Gansinger, Gottfried: Nationalsozialismus im Bezirk Ried im Innkreis – Widerstand und Verfolgung 1938-1945. Innsbruck – Wien – Bozen: Studien Verlag 20164.