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Ernst Kienel

* Müglitz (Mähren) | 12. August 1885

† Ried im Innkreis | 3. Mai 1945

Drogist und Geschäftsmann in Ried, zeigte Zivilcourage und trat zwei fanatischen Hitlerjungen entgegen.

Ernst Kienel führte die Drogerie in der Schwanthalergasse Nr. 8. Das Haus gehörte ihm und seiner Frau. Sie hatten es 1921, im Jahr ihrer Hochzeit, gekauft.

Sein Geschäft ging gut, auch in der Kriegszeit. Als ehemaliger Sudetendeutscher stand er anfangs der Machtübernahme der Nationalsozialisten positiv gegenüber. Er nahm aber eine immer kritischere Haltung ein. Zum Verhängnis wurde ihm schließlich seine Zivilcourage.

Es war der 3. Mai 1945 – am Tag des Einzugs der US-Truppen in Ried. Gleichzeitig der Tag, an dem Fanatismus tötete: Hitlerjungen wurden ausgestattet mit Waffen und dem Befehl, das Hissen weißer Fahnen zu unterbinden. Ried sollte nicht kapitulieren!

Zwei 16-Jährige erhielten von Kreisleiter Landwehr den Auftrag, die weiße Fahne vom Turm der Stadtpfarrkirche zu holen. Ernst Kienel trat ihnen entgegen. Er hätte ihr Großvater sein können mit seinen 60 Jahren. Irgendwie kam es zu einem Handgemenge. Einer der Burschen schoss. Ernst stürzte und fiel mit dem Hinterkopf auf den Randstein. Die Hitlerjungen kümmerten sich nicht um ihn und zogen weiter. Kienel verstarb noch am Abend desselben Tages.

Ernst Kienel und 195 weiteren Todesopfern von Nationalsozialismus und Faschismus im Bezirk Ried im Innkreis ist der Lern- und Gedenkort Charlotte-Taitl-Haus gewidmet.

Quelle: Gansinger, Gottfried: Nationalsozialismus im Bezirk Ried im Innkreis – Widerstand und Verfolgung 1938-1945. Innsbruck – Wien – Bozen: Studien Verlag 20164.