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19. 06. - 19. 09. 2015 Alfred Kubin - unbekannte Grafiken aus Privatbesitz

Aus einer Privatsammlung sind bei dieser Ausstellung mehr als 40 weitgehend unbekannte Originalgrafiken – darunter auch seltene Blätter aus der frühen Schaffenszeit – sowie zahlreiche Lithografien des „Magiers mit der Zeichenfeder“ zu sehen.

Alfred Kubin wurde 1877 in Leitmeritz/Böhmen als Sohn eines Landvermessers geboren. Die Familie übersiedelte nach Salzburg und Zell am See. Der Schmerz über den allzu frühen Tod der Mutter, die Verzweiflung und große Härte des Vaters trieben Kubin in einen ungeheuren Pessimismus. Mit wenig Erfolg besuchte er die Salzburger Kunstgewerbeschule und begann schließlich eine Fotografenlehre, die er aber nicht abschloss. 1896 beging er am Grabe seiner Mutter einen Selbstmordversuch. Eine kurze Militärzeit endete nach einem schweren Nervenzusammenbruch. Während seiner Genesungszeit begann er zu zeichnen. Er ging nach München, wo er zunächst die Malschule Schmitt-Reute besuchte. Kurze Zeit studierte er an der Münchner Akademie. 1899 kam es zu der entscheidenden Begegnung mit Max Klingers Radierzyklus „Paraphrase über den Fund eines Handschuhs“. Nach dem Tod seiner Verlobten Emmy Bayer lernte er 1904 die Witwe Hedwig Gründler, eine Schwester des Schriftstellers Oscar A. H. Schmitz, kennen, die er wenig später heiratete. Gemeinsam kauften sie 1906 den Landsitz Zwickledt bei Wernstein am Inn. Nach einer schweren Schaffenskrise veröffentlichte Kubin 1909 den Roman „Die andere Seite“, der viele autobiographische Hinweise enthält. In diesem Jahr gründete er zusammen mit Wassily Kandinsky, Alexej Jawlensky, Gabriele Münter, Marianne von Werefkin und Karl Hofer die Neue Künstlervereinigung München aus der 1911 die Künstlergruppe der „Blaue Reiter“ hervorging, der er als einziger Österreicher angehörte. An der zweiten Ausstellung des „Blauen Reiters“, die nur grafische Arbeiten umfasste, beteiligte sich Kubin im Jahr 1912. Ausgelöst durch den Kriegstod von Franz Marc fiel Kubin 1916 in die von ihm so genannte „buddhistische Krise“, die zu einem Wendepunkt in seinem Leben wurde. 

Kubins Werk wird durch die Darstellung phantastischer, zum Teil furchterregender Traumvisionen geprägt, die er in seiner charakteristischen zeichnerischen Strichführung darstellt.

Die Mitgliedschaft in der Innviertler Künstlergilde verankerte ihn in der Region. Durch seine Bekanntschaft mit Max Bauböck gab es zu Lebzeiten drei große Kubin-Ausstellungen in Ried. Zahlreiche Werke in der Galerie des Rieder Museums belegen dies.

Kubin war vor allem als Zeichner aber auch als Buchillustrator tätig. Er illustrierte etwa 60 Bücher, darunter Werke von E. T. A. Hoffmann, Edgar Allan Poe und Fjodor M. Dostojewski. Zu Dostojewskis Erzählung „Der Doppelgänger“ schuf Kubin 60 Illustrationen – 16 davon sind in der Ausstellung zu sehen. 

Kubin wandte sich in seiner Kunst stets dem Unheimlichen, Dämonischen, Grotesken und Traumhaften zu. 1951 wurde Alfred Kubin der Österreichische Staatspreis verliehen. 1959 starb der „Mystiker des Innviertels“ in Zwickledt bei Wernstein am Inn.