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Margret Bilger - Textilarbeiten und Malerei 100. Geburtstag der Künstlerin

1904 in Graz geboren übersiedelte Margret Bilger nach Studienjahren an den Kunstgewerbeschulen in Graz und Wien 1939 in das Auszugshäuschen der Großeltern nach Taufkirchen an der Pram bei Schärding. Aus der räumlichen Nähe ergab sich ein intensiver Kontakt mit Alfred Kubin. Kubin war es auch, der seine „liebe Bilgerin“ wie er sie in Briefen immer wieder nannte, dazu anregte für ihre spezifische Weiterentwicklung des Holzschnittes  eine eigene  Bezeichnung zu finden. Die von Bilger vorgeschlagene Bezeichnung „Holzriss“ wurde von Kubin für gut befunden und in einem Ausstellungskatalog erstmals publiziert. Unter den 90 Werken Margret Bilgers die in der Sammlung des Rieder Museums verzeichnet sind, finden sich 89 Holzschnitte bzw. Holzrisse und eine einzige Pastellkreidezeichnung. Grund genug zum 100. Geburtstag (12. August) auch andere Facetten im Werk der Künstlerin – nämlich Textilarbeiten und Malerei zu zeigen.

Bis zu ihrem ersten Auftragswerk im Bereich der Glasmalerei – den Verkündigungsfenstern der Karmelitinnen in Linz im Jahr 1950 – bilden die Holzrisse den Hauptanteil der künstlerischen Arbeiten. Wochen und Monate verbrachte sie zur Ausführung ihrer Glasfensteraufträge in der Glasmalereiwerkstätte des Stiftes Schlierbach. In enger Verbindung zu den Glasfenstern steht die kleine Werkgruppe der Hinterglasbilder, die ab der zweiten Hälfte der sechziger Jahre entstand. Bei dieser aus der Tradition der Volkskunst hervorgehenden Technik hat Margret Bilger allerdings die Ölfarbe ohne Konturierung auf das Glas aufgetragen – eine exakte Abgrenzung der Farbflächen wurde bewusst vermieden. Der Großteil der Ölbilder Margret Bilgers entstand an der Wende vom fünften zum sechsten Lebensjahrzehnt. Damals lebte im Erdgeschoss des Leoprechtinger Bilger-Hauses eine Familie in Miete, deren Kinder einfach und unverbildet waren. Sie wurden zu bevorzugten Bildmotiven Margret Bilgers. Die Stillleben vergegenwärtigen die Atmosphäre der Räume in denen Margret Bilger lebte, die Aulandschaften der Pram um Taufkirchen ihren Lebensraum. Sind es bei den Glasfenstern und Holzrissen vor allem die religiösen Themen die dominieren, so überwiegen bei Gemälden und Aquarellen Landschaften, Stillleben und Porträts. Während Margret Bilger bei den malerischen Techniken die Bildidee spontan niederlegte, fand diese in den Webereien und Textilapplikationen durch den langdauernden Arbeitsprozess erst allmählich ihre Umsetzung. Die relativ bescheidenen Bildformate dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Arbeitsaufwand durchaus dem eines großen Glasfensters entsprach. Jede Webarbeit entstand in einfacher Gobelintechnik eigenhändig, ohne Entwurf und ohne Zuhilfenahme von technischen Hilfsmitteln. Über einfache Holzrahmen wurden Hanfschnüre als einfache Kettfäden aufgespannt, als „Schuss“ verwendete Margret Bilger handelsübliche Wolle. Über ihre Textilarbeiten schrieb die Künstlerin 1968: „Das Weben ist mir die liebste weil stillste Arbeit. Es webt sich förmlich die Stille ein. Diese Arbeit fast Ausruhn gegen alle andre - und doch ist ein sehr zartes Weiterspinnen von allem Begonnenen, nun mehr ohne Leidenschaft, aber doch bewegt, jeder Faden ein stilles Preislied.“